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Michael Raible

Foto: Teach First Deutschland

 

Ich heiße Michael Raible und ich habe von 2008 bis 2012 den Bachelorstudiengang „Neuere Fremdsprachen und Fremdsprachendidaktik“ studiert.  Anschließend absolvierte ich ebenfalls am Fachbereich 5  bis 2014 meinen Master in „Sprachtechnologie und Fremdsprachendidaktik“. Meine Schwerpunkte im Studium lagen zunehmend in der Linguistik, dort habe ich mich neben der historischen und der Corpus Linguistik vor allem für die angewandte Linguistik interessiert.  

Seit November 2015 arbeite ich bei der Teach First Deutschland gGmbH. Sitz der Firma ist in Berlin, ich arbeite jedoch in der Region Süd, deren Büro in Stuttgart ist. Zu meinen Aufgaben als Programm-Manager für Schuleinsatz und Training gehört die Umsetzung unseres Programms an Schulen. Dies umfasst die Weiterbildung unserer Fellows, sowie die Netzwerkarbeit mit Fellows, Alumni und externen Stakeholdern in unserer Region. Zudem koordiniere ich Termine und gebe selbst Seminare und Workshops zu Themen wie Unterricht und Bildungsgerechtigkeit.


Herr Raible, Sie haben im Bachelor Neuere Fremdsprachen und Fremdsprachendidaktik" und daraufhin im Masterstudiengang „Sprachtechnologie und Fremdsprachendidaktik" studiert. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diese Studiengänge zu entscheiden?

 

Michael Raible: Angefangen habe ich sogar mit MFKW. Da habe ich jedoch schnell gemerkt, dass mich das Unterrichten von Sprachen doch mehr interessiert, als zunächst angenommen. Der Grund dafür nicht ins Lehramt zu gehen, war für mich von Anfang an, dass ich mit Erwachsenen arbeiten wollte, um ihnen einen genauso professionellen Unterricht zu bieten, wie Kindern und Jugendlichen in der Schule. Einiges an Unterricht in der Erwachsenenbildung läuft leider immer noch von wenig bis gar nicht ausgebildeten muttersprachlichen 'Laien' (zumindest was den Unterricht anbelangt). Der Master im Bereich Sprachtechnologie und Fremdsprachendidaktik ist eine perfekte Kombination aus zwei Themenfeldern meines BA Studiums, nämlich Linguistik und Fremdsprachendidaktik mit Fokus auf Technologie. Für mich stellte die sinnvolle Integration von modernen Technologien in den Unterricht eine zentrale Herausforderung an Schulen bzw. Bildungseinrichtungen dar. Da war für mich klar, was ich studieren wollte.

Welche besonderen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Zeit an der JLU?
Zum Anderen habe ich vor allem in der Sprachdidaktik sowie in der anglistischen Linguistik sehr viele positive Erfahrungen im Bereich der Lehre an der Uni Gießen gemacht.

 

Raible: Ich war sehr gerne Student in Gießen. Zum Einen mag ich die Stadt sehr. Sie hat für mich alles geboten, was ich als Student gebraucht habe und die Wege waren vergleichsweise kurz.

Zum Anderen habe ich vor allem in der Sprachdidaktik, sowie in der anglistischen Linguistik sehr viele positive Erfahrungen im Bereich der Lehre an der Uni Gießen gemacht.

 

Inwiefern halfen Ihnen Ihre Nebentätigkeiten als Nachhilfelehrer und Sprachtrainer während des Studiums bei dem Berufseinstieg?

 

Raible: Im Prinzip lässt sich das Ganze wie eine Treppe darstellen. Die Nachhilfe war super, um erste Erfahrungen zu sammeln und sich sehr spontan auf verschiedene Lerner einzulassen. Meine verschiedenen Kurse als Sprachtrainer waren dann schon sehr auf meine Zukunft ausgerichtet und ich konnte während meines Studiums wertvolle Berufserfahrung sammeln. Ganz nebenbei blieb mir fast keine andere Option, da ich auch irgendwie nebenher Geld verdienen musste, um mir den Master überhaupt leisten zu können.

Alles in allem hatte ich, nachdem ich auch nach dem Studium für ca. ein Jahr als Freiberufler gearbeitet habe, dann knapp drei Jahre Berufserfahrung, die mir im Endeffekt als 2 Jahre "anerkannt" wurden. Das war sehr hilfreich, denn ohne Berufserfahrung im jeweiligen Bereich ist es sehr schwierig, weiterzukommen. Auch für die Zeit als Freiberufler war es sehr gut, bereits während des Studiums unterrichtet zu haben. So war es deutlich einfacher, Aufträge zu bekommen.

Wie haben Sie Ihre aktuelle Stelle gefunden und wie war der Bewerbungsablauf?

 

Raible: Die Ausschreibung von Teach First Deutschland habe ich in den WILA-Arbeitsmarkt-Heften des Wissenschaftsladen Bonn e.V. gelesen. Das ist ein sehr praktisches Magazin mit Online Präsenz, in dem man  - gelistet nach Postleitzahlen -  vorsortierte Stellenangebote finden kann.

Der Ablauf bei Teach First Deutschland war "der Übliche":

Ich musste eine schriftliche Bewerbung per Mail senden und wurde daraufhin zur ersten Runde eingeladen. Darauf folgte ein zweites Interview, das dann offensichtlich auch sehr gut lief und nun bin ich seit November 2015 bei Teach First Deutschland angestellt. Die Gespräche selbst beinhalteten Verschiedenes. Angefangen von Fragen zu mir und meinem Werdegang, bis hin zu Rollenspielen, die Teile des Arbeitsalltags widerspiegeln sollten.

Welche persönlichen Herausforderungen ergaben sich bei Ihnen im Bewerbungsprozess und im Berufseinstieg?

 

Raible: Auch durch einige weitere Bewerbungen und durchlaufene Vorstellungsgespräche habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben und ggf. auch zu warten bis der richtige Job kommt. Meine Bewerbung für Teach First Deutschland schrieb sich fast wie von selbst und die Gespräche an sich waren sehr gut, da das Anforderungsprofil und meine eigenen Vorstellungen von einem Job und vor allem von der Sinnhaftigkeit eines Jobs sehr gut zueinander gepasst haben. Auch die Einarbeitungsphase, die definitiv anstrengend war, war kein endlos langweiliger Prozess, sondern für mich stets eine neue Aufgabe, die es zu lösen galt.

Die größte persönliche Herausforderung war es, einen Job zu finden, in dem ich nicht getrennt von meiner Frau leben musste, oder anders herum.

Wie kann man sich Ihren Arbeitstag als Programm-Manager im Bereich Schuleinsatz und Training vorstellen?

 

Raible: Da mein Aufgabenfeld sehr komplex und abwechslungsreich ist, ist es schwierig, "den einen" Arbeitstag herauszupicken. Meine Aufgabe ist es, unser Programm an unseren Schulen umzusetzen. Dazu gehört die Qualifikation und stetige Weiterbildung unserer Fellows, genauso wie die Netzwerkarbeit mit Fellows, Alumni und externen Stakeholdern in unserer Region. Ich koordiniere Termine zu Hospitationen und Entwicklungsgesprächen und führe diese dann auch durch. Das bedeutet, ich gebe zum Einen Seminare und Workshops rund um das Thema Unterricht und zum Anderen gehe ich zu unseren Fellows an die Schulen und schaue mir an, wie sie dort dem Thema Bildungsgerechtigkeit für ihre Schülerinnen und Schüler näherkommen.

Sei es durch gezielte Unterstützung der SchülerInnen in fachlichen Bereichen, oder durch kleine und große Projekte, die sie durchführen. Außerdem bin ich der erste Ansprechpartner für die Schulleitungen der Fellows in meinem Gebiet. Selbstverständlich bin ich dabei nicht alleine, sondern kann meinerseits selbst auf ein großes Netzwerk an Kollegen und Kolleginnen in der Region und auch deutschlandweit zurückgreifen.

Welche Qualifikationen und Kompetenzen sind dafür nötig?

 

Raible: Wichtig für meinen Bereich ist ein echtes Interesse an mehr Bildungsgerechtigkeit und ein breites Wissen rund um die Themen Unterrichten und Schule. Dabei darf natürlich auch eine gewisse Kenntnis der bildungspolitischen Gegebenheiten der jeweiligen Region bzw. des Bundeslandes nicht fehlen. Wir Programm-Manager sind sehr divers aufgestellt und kommen selbst aus verschiedenen Bereichen (Lehrer, Soziologen, Psychologen, Schulentwicklung usw.), um so auch ein gut aufgestelltes Netzwerk an Experten für Fellows bieten zu können.

Für den 'Alltag' ist ein großes Maß an Organisationsfähigkeit, selbstständigem und flexiblem Arbeiten, sowie großes Einfühlungsvermögen notwendig. Rein formell benötigt man Unterrichtserfahrung, das zweite Staatsexamen oder einen Master und Erfahrung in der Erwachsenenbildung.

Inwiefern hat Sie Ihr Studium auf Ihre aktuelle Position vorbereiten können?
Die nötigen Fähigkeiten zum selbstständigen und flexiblen Arbeiten werden durch das Studium generell geschärft und geschult.

 

Raible: Mein Studium hat mir durch seine Ausrichtungauf erwachsene Lerner die wichtigsten Grundlagen zur Arbeit und zum Umgang mit Erwachsenen mitgegeben.

In meinem Master konnte ich mich inhaltlich auch voll meinem Interesse an digitalen Medien und unterrichtspraktischen Inhalten widmen.

All das kann ich jetzt weitergeben und in meiner täglichen Arbeit selbst nutzen.

Welchen persönlichen Rat zum Berufseinstieg haben Sie für die Gießener Studierenden?

 

Wichtig ist es, während des Studiums selbst dafür zu sorgen, dass jeder sein eigenes persönliches Profil aufbaut, selbst Erfahrungen sammelt und sich seiner Interessen und Fähigkeiten bewusst wird.

Raible: Es gibt viele Studiengänge, die auf kein explizites Stellenprofil zugeschnitten sind und das ist ok so. 

Wichtig ist es, während des Studiums selbst dafür zu sorgen, dass jeder sein eigenes persönliches Profil aufbaut, selbst Erfahrungen sammelt und sich seiner Interessen und Fähigkeiten bewusst wird.

Wenn das Studium länger dauert, ist das in der Regel kein Problem, solange es sinnvoll war, dass es länger gedauert hat. Ich selbst habe ein Jahr 'länger' gebraucht, da ich selbst nebenher gearbeitet habe und mich zwischendurch für einen Nebenfachwechsel entschieden habe. Ein Nachteil war das nie.

 

Herr Raible, wir bedanken uns für das Gespräch!

(Das Interview wurde im Dezember 2016 geführt)