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Orpheus Moments

Mit »Orfeo« beginnt die Geschichte der Oper. Und in zahlreichen Adaptionen aktualisiert sich seither die Relevanz der Oper als Kunstform und auch des zeitgenössischen Musiktheaters bis heute. 
Orpheus ist aber nicht nur ein Topos der Musikgeschichte, sondern auch der Prototyp des Musiker und Künstlers, der Fähigkeit des Menschen, Bleibendes zu schaffen, seine eigene Welt zu erweitern und zu überschreiten. Mit seinem Gesang vollzieht sich eine Emanzipation, durch seine individuellen Fähigkeiten ist er nicht mehr an die Regeln seiner Umwelt gebunden. Er ist damit auch ein Vorbote des modernen Subjekts. Er spielt auf seiner Lyra und auch mit den Göttern, bis ihm seine menschlichste Fähigkeit – zu zweifeln – einen Strich durch die Rechnung macht. Indem er sich umwendet, seine Richtung ändert, weicht er von allen vorgegebenen Bahnen ab.
Diese Wendung des Orpheus wurde immer wieder – in den über fünfzig überlieferten Fassungen der Operntradition – ganz unterschiedlich motiviert und steht auch im Zentrum dieser neuen Interpretation.
Das Ergebnis diese Zweifelns ist auch hier der Verlust der Geliebten, schon Ovid schreibt: »Die Arme ausstreckend und sich bemühend zu ergreifen und ergriffen zu werden, bekam der Unglückliche nur die zurückweichende Luft zu fassen«. Aber die Motivation ist hier eine andere – eine die noch nicht verraten sein soll.

Produziert im Rahmen des 61. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik der Biennale di Venezia.
www.labiennale.org

 

Performance
von Friederike Blum (Konzept, Regie; ATW), Jakob Boeckh (Konzept, Bühne & Video; ATW), Ole Hübner (Konzept, Komposition; ATW), Tassilo Tesche (Konzept, Libretto), Ex Novo Ensemble, Filippo Perocco (musical direction) 

 

Bisherige Aufführungen

  • 6.10.2017, Abschlussprojekt , Teatro Piccolo Arsenale, Venedig/Venice