Verbundprojekt "(Un)Diszipliniert: Ukrainistik pluralisieren – Den Krieg in der Ukraine verstehen" / Teilprojekt „Nach der Männlichkeit. Weibliche Perspektiven auf den Krieg in der Ostukraine“
Verbundprojekt "(Un)Diszipliniert: Ukrainistik pluralisieren – Den Krieg in der Ukraine verstehen" / Teilprojekt „Nach der Männlichkeit. Weibliche Perspektiven auf den Krieg in der Ostukraine“
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderlinie "Kleine Fächer - Große Potentiale", 02/2022-01/2026
Das Verbundprojekt " (Un)Diszipliniert: Ukrainistik pluralisieren – Den Krieg in der Ukraine verstehen " ist ein Forschungsnetzwerk aus fünf Teilprojekten, vier Disziplinen und drei Standorten – den Universitäten Greifswald, Regensburg und Gießen. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie " Kleine Fächer – Große Potentiale " gefördert und verfolgt mehrere Ziele. Thematisch geht es darum, den Konflikt im Donbas(s) zu verstehen, seine lange Vorgeschichte und vielfältigen kulturellen Projektionen zu erforschen, vor allem aber die Auswirkungen des Krieges auf die ukrainische Gesellschaft und die ukrainischen Identitätsdiskurse damals und heute zu untersuchen. Methodisch und institutionell zielt das Vorhaben auf die Pluralisierung, Vernetzung und damit auf die Konsolidierung der Ukrainistik in Deutschland und weltweit. Die Entwicklung kritischer Perspektiven auf das Zusammenspiel von Nation-Building und Ukrainistik sowie auf die Versuche, Letztere gerade in Kriegszeiten zu "disziplinieren" und zu instrumentalisieren, bilden den Fokus des Verbundprojekts.
Durch eine Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen – Workshops, Konferenzen und Ausstellungen – sowie durch gemeinsame Publikationen beabsichtigt UNDIPUS, die wichtigsten Forschungsinitiativen zur Ukraine in Deutschland zu bündeln, um die Ukrainistik als eigenständige Disziplin und als Teil der Osteuropastudien im In- und Ausland sichtbar und hörbar zu machen. Damit will die UNDIPUS-Initiative den dringenden Bedarf an Expertise zur Ukraine in Deutschland decken und so eine effektivere Friedensarbeit fördern.
Die Projektkoordination obliegt PI Dr. Olga Plakhotnik und JProf. Dr. Roman Dubasevych (beide Lehrstuhl für Ukrainische Kulturwissenschaft, Universität Greifswald)
Weitere Informationen zum Verbundprojekt finden Sie hier.
Das Teilprojekt „ Nach der Männlichkeit. Weibliche Perspektiven auf den Krieg in der Ostukraine “, welches an der JLU Gießen angesiedelt ist (Projektleiter Dr. Oleksandr Chertenko ), untersucht die spezifischen Figurationen des Weiblichen in der ukrainischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Literatur von Frauen im Umfeld des Krieges im Donbas(s). Die weiblichen Narrative über den Krieg in der Ostukraine fasst es als ambivalente Modelle weiblicher Selbstkonstitution in Zeiten des Kriegs auf und verortet diese in der ukrainischen Identitätsdebatte nach 1991 bzw. nach 2014. Auf diese Weise trägt das Teilprojekt zum besseren Verständnis der hochkomplexen Konfliktdynamiken in der Ukraine nach 2014 sowie in anderen osteuropäischen Krisengebieten bei.
Wie werden literarische und kulturelle Topoi, Stereotype, Darstellungs- und Deutungstraditionen in der ukrainischen Literatur von Frauen, die im Umfeld des Krieges in der Ostukraine entstanden ist, unter verschiedenen ideologischen Vorzeichen reaktualisiert, semantisiert und instrumentalisiert? Welche kulturell-historischen Traumata liegen ihnen zugrunde und wie werden diese aufgearbeitet? Wie prägen die Prozesse der weiblichen Identitätsbildung im Krieg die Schreibweisen über den Krieg sowie die literarisch wie kulturell vermittelten Geschlechterrollen und -stereotype? Wie werden weibliche Selbstentwürfe „nationalisiert“ und kolonialen, postkolonialen oder dekolonialen Perspektiven zugeordnet? Welche Pluralisierungsstrategien setzt die ukrainische Kriegsliteratur von Frauen diesen Tendenzen entgegen? In welchem Verhältnis stehen die literarischen und kulturellen Muster weiblicher Krisenidentität in der Ukraine mit ähnlichen Identitätsentwürfen in anderen postsozialistischen (postsowjetischen) Ländern?
Indem das Projekt diesen Fragen nachgeht, versucht es, die Ursachen und vielfältigen Folgen des Konflikts im Osten der Ukraine abzustecken. Hierdurch soll auch ein Beitrag zur Suche nach einer angemesseneren und differenzierteren Identitätspolitik in der Ukraine geleistet werden – sowohl während des Russisch-Ukrainischen Krieges von heute als auch danach.
Kontakt:
Dr. Oleksandr Chertenko (Leiter des Projekts)
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Slavistik
Otto-Behaghel-Straße 10D, Raum 511
35394 Gießen
Tel.-Nr:
+49 (0)641 99-31164
E-Mail:
oleksandr.chertenko@slavistik.uni-giessen.de
Laura Puhze (studentische Hilfskraft)
Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10D, Raum 308
35394 Gießen
Tel.-Nr.:
+49 (0)157 57-527442
E-Mail:
laura.puhze@geschichte.uni-giessen.de
JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN
UNIVERSITÄT GREIFSWALD
PI Dr. Olga Plakhotnik
E-Mail: olga.plakhotnik
Das Teilprojekt "Nationenbildung und Verhandlung von Identitäten. Sexuelle Staatsbürgerschaft im ukrainisch-russischen Grenzgebiet“ untersucht, wie Identitäten und Zugehörigkeiten in regionalen LGBT+-Gemeinschaften im ukrainisch-russischen Grenzgebiet in Kriegszeiten ver- und ausgehandelt werden. Anhand von kritischer Diskursanalyse und dem dekolonialen Ansatz versucht das Vorhaben, Grenzland als materiell-symbolische Bedingung des Alltags mit dem Grenzdenken als Methode zu verbinden.
JProf. Dr. Roman Dubasevych
E-Mail: roman.dubasevych
Unter Verwendung der Konzepte von Memory und Gender Studies sowie der psychoanalytischen Traumatheorie verortet das Teilprojekt "Trauma, Heldentum und Krieg" die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine im Kontext des dominanten ukrainischen Erinnerungsparadigmas. Vor dem Hintergrund des Kosakenmythos, der "Schlacht von Kruty", des UPA-Partisanenkriegs, des Maidan-Massakers und des aktuellen Krieges untersucht das Vorhaben das Wechselspiel von Trauma, Heldentum und gedemütigter Männlichkeit sowie deren Einfluss auf das politische Imaginäre und die Prozesse der Friedensstiftung.
PD Dr. Martin Henzelmann
E-Mail: martin.henzelmann
Die sprachliche Realität in der Ukraine wird meistens als eine Konkurrenzsituation zwischen dem Ukrainischen und dem Russischen konzeptualisiert. Die Angehörigen der zahlreichen sprachlichen Minderheiten und deren Bedürfnisse werden hingegen kaum thematisiert. Das Teilprojekt "Die Aushandlung von Sprache(n) und Ethnizität in Budžak“ hat daher zum Ziel, die Perspektiven verschiedener sprachlicher Gruppen in Südbessarabien zu dokumentieren und deren Wahrnehmung der aktuellen Kiewer Sprachenpolitik aufzuzeigen.
Dr. Oleksandr Chertenko
E-Mail: oleksandr.chertenko@slavistik.uni-giessen.de
Das Teilprojekt "Nach der Männlichkeit. Weibliche Perspektiven auf den Krieg in der Ostukraine" untersucht die spezifischen Figurationen des Weiblichen in der ukrainischen Literatur von Frauen im Kontext des Krieges im Donbas(s). Auf diese Weise versucht es, die Ursachen und vielfältigen Folgen des Konflikts im Osten der Ukraine auf der Ebene der Literatur und Kultur nachzuspüren.
Dr. Oleksandr Zabirko
E-Mail: oleksandr.zabirko
Dr. Alina Strzempa
E-Mail: alina.strzempa
Das Teilprojekt "Poetiken der Industrielandschaft. Donbas(s) und Oberschlesien im Vergleich" untersucht die literarischen und kinematografischen Repräsentationen der (post-)industriellen Lebenswelt vor dem Hintergrund globaler und regionaler struktureller Umwälzungen, welche die alten Industrieregionen betreffen. Im Fokus des Vorhabens stehen hierbei die diskursiven Potentiale regionaler Räume und ökokritischen Denkens sowie die Beziehungen zwischen Grenzgebieten und jeweiligen nationalen Zentren.
Kick-Off-Workshop des UNDIPUS-Projektes (6.-7. Mai 2022, Universität Greifswald)
Das Projekt „(Un)Diszipliniert: Ukrainistik pluralisieren – Den Krieg in der Ukraine verstehen“ (kurz UNDIPUS) ist ein Verbundprojekt, in dem sechs Teilprojekte, vier Disziplinen und drei Standorte vereint sind, nämlich die Universitäten Greifswald, Regensburg und Gießen. Inhaltlich strebt das Projekt UNDIPUS eine institutionelle Stärkung und methodologische Pluralisierung der Ukrainistik an, die gleichermaßen die Vernetzung der Ukraine-Studien in Deutschland und anderen Ländern umfasst. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist eine multilaterale Perspektive auf die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine von außerordentlicher Bedeutung. Im Mittelpunkt steht der Einfluss des Krieges nicht nur auf die Prozesse der Identitätsbildung, sondern auch der Instrumentalisierung der Ukrainistik durch autoritäre und essentialistische gesellschaftliche Diskurse. Methodologisch ist das Projekt an kulturwissenschaftlichen Modellierungen orientiert, die sich etwa auf die Bereiche der postkolonialen Forschung, der Traumatheorie oder der Psychoanalyse stützen, aber auch sprach- und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen nachgehen. Ein konstruktiver Dialog zu sämtlichen Versuchen einer „Disziplinierung“ und Mobilisierung des Forschungsgebietes soll durch einen interdisziplinären Austausch ermöglicht werden, der nicht nur die Slawistik, sondern auch andere Fachgebiete einbezieht.
Ein erster Schritt in diese Richtung ist in der Durchführung eines Workshops an der Universität Greifswald im Mai 2022 zu sehen, welcher zugleich als Auftaktveranstaltung des Projekts UNDIPUS konzipiert wurde. Sowohl die Expertise internationaler Gäste als auch die Vorhaben der unmittelbar am Projekt beteiligten Personen erwiesen sich als wertvolle Diskussionsbasis. Die Inhalte der Vorträge, die an dieser Veranstaltung gehalten wurden, sollen kurz vorgestellt werden.
Der erste thematische Block war auf geopolitische, historische und linguistische Fragestellungen der Ukrainistik fokussiert. Zunächst modellierte Sergiy Kudelia (Baylor University, Waco/USA) die Bedeutung von Territorium im Krieg zwischen Russland und der Ukraine, bevor Roman Dubasevych (Universität Greifswald) der Problematik Trauma, Heroism, and War – Never Ending sprach. Den Übergang zu linguistischen Fragestellungen markierte Alla Nedashkivska von der University of Alberta (Edmonton/Kanada), die zum Thema The Main Players in the Landscape of Languages in Ukraine: Ukrainian and Russian in Practices, Beliefs, Challenges, and New Realities referierte. Im Beitrag Scaling the Linguistic Map of Bessarabia beleuchtete Martin Henzelmann (Universität Greifswald) die Problematik der Minderheitensprachen im Budžak in der Ukraine und im Süden der Republik Moldau.
Im zweiten thematischen Block standen Regionalstudien im Vordergrund, die die Relevanz bestimmter historischer Gebiete würdigten, aber auch ihre punktuelle geopolitische Sprengkraft aufschlüsselten. Kai Struve von der Martin-Luther-Universität Halle skizzierte einleitend die Problematik Upper Silesia between Germany and Poland: Politics, Society, and Competing Historical Narratives in 19th and 20th c . Der nachfolgende Vortrag mit dem Titel Re-Awakened Separatist Sentiment in the Donbas: From Potential Threat to ‘People’s Republics’ von Marta Studenna-Skrukwa (Adam-Mickiewicz-Universität Poznań) vertiefte komplexe inhaltliche Aspekte separatistischer Tendenzen im Donbas. Die Ausführungen zu A Region in Literary Studies: Possible Perspectives on a Research Object von Oleksandr Zabirko und Alina Strzempa (beide Universität Regensburg) zielten darauf ab, die Ansichten über Region und Regionalismus in der Geschichtswissenschaft sowie in den Kultur- und Literaturwissenschaften kontrastiv gegenüberzustellen.
Tarik Cyril Amar von der Koç Universität in Istanbul wurde anschließend als Keynote-Speaker zugeschaltet. Sein gedanklicher Ansatz bestand darin, den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine aus der Perspektive einer „Nähe“ bzw. „Distanz“ zueinander neu zu diskutieren.
Der dritte Themenblock beleuchtete politische, kulturelle und literarische Tendenzen. Zunächst sprach Valeriya Korablyova von der Karls-Universität Prag zur Problematik Getting ‘Away from Moscow’: Ukraine’s Performative Decolonization and its Phronetic Citizenry und beschrieb Muster des Widerstands an der Basis gegen die russische Aggression in der Ukraine. Maria Sonevytsky (Bard College, New York) stellte anschließend das dritte Kapitel ihrer sich im Entstehungsprozess befindlichen Monographie über das Musikalbum „Tanci“ der bekannten ukrainischen Ethnopunkrock-Band „Vopli Vidopljasova“ (1989) im Redebeitrag Unlearning the ‘Russkiy Mir’: Punk Rock, Politics of Language, and Colonial Consciousness in Late Soviet Kyiv vor. Alexander Chertenko von der Justus-Liebig-Universität Gießen konzentrierte sich auf die schwierige Beziehung zwischen dem Weiblichen und dem Militärischen in der ukrainischen Literatur bei Autorinnen, die ihre Werke nach 2014 auf den Markt brachten (“ Oh God [...] tame the berserk in us“: On Difficulties of Writing "Nationally Minded" Herstories of War ). Abschließend theorisierte Olga Plakhotnik von der Universität Greifswald die Thematik Sexual Citizenship in Ukraine: Borderland, Border-Thinking and War und griff die multiplen Vorstellungen von Zugehörigkeit und Identität auf, die in LGBT+-Gemeinschaften in Charkiv angefochten und verhandelt werden.
Es bleibt festzuhalten, dass der Workshop dazu beitragen konnte, die Begleitumstände der gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen auf ukrainischem Boden aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aktuell zu beleuchten und gemeinsame theoretische Rahmenbedingungen für das Projekt UNDIPUS auszuloten. Die einzelnen Forschungsvorhaben verstehen sich daher auch als Plattform für einen entsprechenden Austausch und möchten auch künftig zu einem kritischen Monitoring der Ereignisse sowie zur reflektierten wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschehnisse beitragen.
Martin Henzelmann
UNDIPUS-Workshop “Decolonizing Ukrainian Studies” (8.-9. Dezember 2022, ZOiS/ZfL, Berlin)
Seit Russland am 24. Februar 2022 seinen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat, steht die Ukraine nicht nur in der deutschen Öffentlichkeit und Wissenschaft, sondern auch weltweit im Fokus. Viele Veranstaltungen zum Thema haben allerdings aufgezeigt, dass die Beschäftigung mit dem laufenden Krieg und seinen Auswirkungen auf die ukrainische Gesellschaft und Kultur, sowie die Ukraine-bezogene Forschung im Allgemeinen häufig von einer ethisch begründeten strategischen Verengung der methodischen Ansätze und analytischen Instrumente geprägt sind. Die bewusste Einbeziehung ukrainischer Stimmen hat hier keine wesentliche Änderung gebracht. Dies umso mehr, da viele ukrainische Sprecher*innen ein "Canceling" der russischen Kultur als imperialer Kultur und der Kultur des Aggressors forderten. Versuche, den Diskurs über die Ukraine und den Krieg zu entradikalisieren, wurden wiederum oft als "Westsplaining" abgetan. Dies schloss öffentliche wie wissenschaftliche Diskussionen über die interkulturellen Einflüsse und Verflechtungen weitestgehend aus.
Wie sollten (und könnten) die Ukraine - und der Krieg in der Ukraine - in ihrer ganzen Komplexität erforscht und besprochen werden? Wie können historische, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Verflechtungen adäquat analysiert werden? Welche Themen oder methodischen Ansätze sind aus ethischen Gründen, oder weil sie vermeintlich "dem Aggressor in die Hände spielen", besonders umstritten? Wie kann eine Neuorientierung der Osteuropastudien und Slavistik auf die Ukraine und andere "kleine" Slavinen methodisch, institutionell und strukturell durchgeführt werden? Auf welche Weise können die Ergebnisse einer solchen Neuorientierung Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen zugetragen werden?
Der UNDIPUS-Workshop, der vom UNDIPUS-Projekt gemeinsam mit dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) und dem Leibniz-Zentrum für Literatur und Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) organisiert wurde, knüpfte an diese Debatten an. Dabei versuchten die Referent*innen, einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Diskussion um die „Dekolonisierung“ der Ukraine und dem in den transnationalen Postcolonial und Decolonial Studies entwickelten Begriffsapparat herzustellen. Das Ziel war, das analytische Potenzial der post- und dekolonialen Begrifflichkeiten im Kontext der Ukraine-Studien auszuloten und neue Ideen sowie theoretische Modelle zur Erklärung des aktuellen Krieges zu entwickeln. Angesichts der Komplexität und des dynamischen Charakters globaler kolonialer Beziehungen strebte der Workshop danach, den wissenschaftlichen Dialog über die Perspektiven des Dekolonisierungsprojekts in der Ukrainistik zu fördern, ohne hierbei die zunehmende politische Instrumentalisierung der dekolonialen Terminologie außer Acht zu lassen.
Der Workshop wurde am 8. Dezember 2022 mit der Podiumsdiskussion "Navigating Ukrainian Studies in Time of War" am
ZOiS
eröffnet. Am 9. Dezember fand am
ZfL
der „akademische“ Teil der Veranstaltung statt, in dessen Mittelpunkt drei Impulsvorträge standen (siehe Programm).
Panel Discussion “Navigating Ukrainian Studies in Time of War”; December 8, 2022 (Thursday), 18:30-20:00, ZOiS, Mohrenstraße 60, 10117 Berlin
Presenters:
- Gwendolyn Sasse (ZOiS)
- Roman Dubasevych (University of Greifswald)
- Maria Mayerchyk (University of Greifswald)
Chair:
Matthias Schwartz (ZfL)
Workshop “Decolonizing Ukrainian Studies”; December 9, 2022 (Friday), 9:30-18:00, ZfL, Schützenstraße 18, 10117 Berlin
9:30-9:45 Opening
9:45-11:00 Session 1: Keynote Ina Kerner (University of Koblenz)
Problematizing Colonial Logics and Legacies: Post- and Decolonial Theories
11:00-11:30 Break
11:30-13:00 Session 2: Keynote Inna Melnykovska (CEU Budapest/Vienna)
Ukraine's Reconstruction through Economic Integration: Forward to What (Post-Colonial) Capitalism?
13:00-14:30 Lunch
14:30-16:00 Session 3: Keynote James Mark (University of Exeter)
Eastern Europe in the Global History of Decolonization
16:00-16:30 Break
16:30-18:00 Session 4: Arts and Literature. Moderated by Roman Dubasevych and Oleksandr Chertenko
18:00-18:30 Closing remarks
UNDIPUS-Workshop "Pluralizing Ukrainian Studies in Times of Turmoil" (27.-28. März 2023, Universität St. Gallen, Schweiz)
Der Workshop „ Pluralizing Ukrainian Studies in Times of Turmoil “ wurde vom UNDIPUS-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Center for Governance and Culture in Europe der Universität St. Gallen unter tatkräftiger Beteiligung von Prof. Dr. Ulrich Schmid , Dr. Oleksandra Tarkhanova und Alexander Meienberger organisiert. Das Hauptziel der Veranstaltung bestand in der Diskussion von den wichtigsten methodischen Herausforderungen und offenen Fragen, mit denen sich die aktuelle Ukraine-Forschung konfrontiert sieht. Zu diesem Zweck luden die Teilnehmer*innen des UNDIPUS-Projekts ihre Kolleg*innen aus der Schweiz ein, um die Vorträge zu kommentieren oder in Zweiergruppen zu referieren. Auf diese Weise sollte die Vielfalt der Perspektiven auf die Kernthemen des Verbundprojekts aufgezeigt werden, zu denen vor allem historisch-kulturelle Traumata und Heldentum, Sprachenvielfalt, Regionalismus, Sexualität und Gender gehören.
Das Programm können Sie auch
hier
entnehmen.
DAY 1. Monday, March 27, 2023
10:00 Workshop opening
10:15-11:30 Session 1
Roman Dubasevych (U Greifswald)
Trauma, Heroism, and War
Discussant: Ulrich Bröckling (U Freiburg i. Br.)
Moderator: Tatjana Hofmann (Collegium Helveticum, ETH Zurich)
11:30-11:45 Coffee break
11:45-13:00 Session 2
Martin Henzelmann (U Greifswald)
Tracing Language Contact in Southern Bessarabia
Elena Denisova-Schmidt (U St. Gallen)
Language of Corruption in Ukraine: Some Insights from Business, Higher Education, and Society
Moderator: Svitlana Ovcharenko (Genève Graduate Institute)
13:00-14:30 Lunch
14:30-15:45 Session 3
Oksana Myshlovska (U Bern)
The Government and Its Regionally-Based Challengers: Trajectories of Contention and Radicalization During Yushchenko Presidency
Oleksandr Zabirko , Alina Strzempa (U Regensburg)
After the Collapse of the Soviet Union: Intercultural Literary Negotiations about the Donbas and Upper Silesia in Comparative Perspective
Moderator: Olena Palko (U Basel)
16:00-18:00 Podium discussion “Future of Ukrainian Studies”
Since the full-scale Russian attack on Ukraine in February 2022, we have witnessed a significant growth of interest in Ukraine on scholarly and public levels. European societies' need for expertise in Ukraine coincides with the relocation/displacement of many Ukrainian scholars who fled the war and are hosted now by European universities. In these circumstances, collaboration and knowledge exchange between Slavists and Ukrainian scholars can be very promising, and Ukrainian Studies as an academic area can gain momentum for further intensive development. At the same time, there are questions regarding the (self-)positioning of "Ukrainian voices" in Western academia and public discourse. What kind of knowledge about Ukraine is most supported and welcomed? Which theoretical paradigms are privileged, which are not, and for what reasons? Another set of concerns focuses on the institutional aspects. What implications has the temporarily supported presence of Ukrainian scholars on the global academic market? What are structural changes needed to accommodate the new demands? And how do they relate to the much-discussed slogans of "decolonization" and "decentering" of Western academic institutions?
Today, a profound discussion about the future of Ukrainian Studies in both methodological and institutional terms is much needed. As numerous events on the topic have shown, the study of the ongoing war and its effects on Ukrainian as well as European society is often hindered by the politically motivated concerns of not being weaponized by Russian propaganda and not "playing into the hands of the aggressor." Given this complexity, we may ask: How to research Ukraine today? How could a re-orientation of East European and Slavic Studies toward Ukraine and other "minor" cultures be carried out on methodological, institutional, and structural levels? In what ways can the results of such re-orientation be transferred to the decision- and policymakers?
Panelists : Olena Palko (Basel), Ulrich Schmid (St. Gallen), Benjamin Schenk (Basel), Alexander Chertenko (Giessen)
Moderator : Maria Mayerchyk (Greifswald)
The flyer can be found here .
DAY 2. Tuesday, March 28, 2023
10:00-11:15 Session 4
Alexander Chertenko (U Giessen)
Nationalizing Women? L’écriture feminine and Ukrainian Identity Debates before and after February 2022
Marta Havryshko (U Basel)
Sexual Violence, War, and Militarism: Challenges in Ukrainian Studies
Moderator: Maria Mayerchyk (U Greifswald)
11:15-11:30 Coffee break
11:30-12:45 Session 5
Olga Plakhotnik (U Greifswald)
Contested Categories in Social Science: Gender, Sexuality, and Citizenship
Discussants: Oleksandra Tarkhanova (U St. Gallen) & Yuliia Soroka (U Fribourg/Freiburg)
12:45-14:30 Lunch
16:00-18:00 Movie screening and discussion “Мої думки тихі” (“My Thoughts Are Silent,” 2019)
Discussant: Nataliya Tchermalykh (U Genève)
Moderator: Roman Dubasevych (U Greifswald)
18:00-18:30 Concluding remarks
Anstehende Veranstaltungen
Re-Thinking Post-Socialist War(s): Comparative Dimensions of the War in Ukraine (2014-2024)
Where : Justus Liebig University Giessen, Germany
When : 8-10 March 2024
Organizers : Justus Liebig University Giessen, UNDIPUS joint project, Charles University in Prague, IMS Rese arch Centre “Ukraine in a Changing Europe”
Funded by the Federal Ministry of Education and Research
The end of February 2024 will mark ten years since the beginning of the war in Ukraine—heralded by an (almost) non-violent annexation of Crimea in March 2014 and culminating in an all-out war launched by Russia in February 2022. During this period, the war, which brought about massive destruction of human lives, ecosystems, and infrastructure, as well as large-scale displacement, became part
and parcel not only of the global agenda in journalism, politics, culture, and academic research, but also a crucial factor in cultural production and identity formation.
Our interdisciplinary conference “Re-Thinking Post-Socialist War(s): Comparative Dimensions of the War in Ukraine (2014-2024)” aims at conceptualizing the repercussions of this highly traumatic event that changed the lives of millions of people in Ukraine and also became a game-changing factor on a global scale. It is a collaborative effort between the Justus Liebig University Giessen and the Charles University in Prague, which will be hosted at the University of Giessen on 8-10 March 2024 as part of the joint project “UNDIPUS—(Un)Disciplined: Pluralizing Ukrainian Studies—Understanding the War in Ukraine” (funded by the Federal Ministry of Education and Research; subproject “After Masculinity: Female Perspectives on the War in Eastern Ukraine”). As the title suggests, rather than focusing on the war’s idiosyncrasy, we will instead juxtapose it to other typologically comparable military conflicts in order to grasp their convergences and divergences. Premising on that, we are also going to discuss the possible peacebuilding strategies and compare them to the relevant experiences observed in other countries and cultures.
Our guiding questions are (i) what enabled armed conflicts (and the war in Ukraine in particular) as legitimate tools for achieving (geo)political goals; (ii) how warfare (co-)produced certain social and cultural practices that transformed implicated actors and polities or (iii) which social, cultural, and economic factors possibly prefigured the emergence and the perpetuation of warfare; (iv) finally, how the post-socialist and post-dependency wars were framed—in warring countries and in third states; by victims and by aggressors—and how those framings, in turn, reshaped identities of the involved sides?
We welcome applications from researchers specializing in literary and cultural studies, philosophy, history, political studies, sociology, and other related disciplines, especially with a focus on postcolonial and gender studies, comparative history, and peace and conflict studies, who could contribute to the topics delineated above.
To take part in the conference, please send your application containing your name, academic degree and position, the topic and the short abstract of your talk (up to 400 words) until October 20, 2023 to oleksandr.chertenko@slavistik.uni-giessen.de (Oleksandr Chertenko) and/or ukrainianstudies.ims@fsv.cuni.cz (Valeria Korablyova). Alternatively, a panel proposal with three to four paper presentations could be submitted, too. The applicants will be notified whether their applications are accepted by November 10, 2023 . The organizers will be able to cover the traveling and accommodation costs of the contributors. We kindly ask you to indicate if you need such funding in your application. The conference language is English.
The organizers also envisage publishing a post-conference open-access edited volume with extended versions of selected papers.
You can find a more detailed description here .