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Philipp Schwartz-Stipendium für Prof. Hussein Almohamad

Syrischer Wissenschaftler kann am Institut für Geographie der Universität Gießen bleiben – Initiative für gefährdete Forscherinnen und Forscher – Entwicklung von Wiederaufbauszenarien für ein Nachkriegssyrien

Nr. 89 • 1. Juni 2016

Prof. Dr. Hussein Almohamad. Foto: Hassan Alshikh Ibrahim


Der wegen des Bürgerkriegs aus Syrien geflohene Geograph Prof. Dr. Hussein Almohamad kann weiter an der Justus-Liebig-Universität (JLU) forschen und lehren: Er erhält für zwei Jahre ein Philipp Schwartz-Stipendium in Höhe von 84.000 Euro für gefährdete Forscherinnen und Forscher. Nach seiner Flucht aus Syrien ist Prof. Almohamad seit September 2014 als Gastprofessor am Institut für Geographie der JLU tätig – unterstützt durch den Scholar Rescue Fund (New York) und die JLU. Die derzeitige Sicherheitssituation in Syrien erlaubt noch nicht, dass Prof. Almohamad an seine Heimatuniversität in Aleppo zurückkehren kann.

„Wir freuen uns sehr, dass wir durch das Philipp Schwartz-Stipendium einen international anerkannten, gefährdeten Forscher an der JLU halten und ihm die Möglichkeit geben können, seine wissenschaftliche und persönliche Zukunft erfolgreich zu gestalten“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. Die JLU ist eine von 18 Universitäten und Forschungseinrichtungen, die von der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgewählt wurden, um im Rahmen der Philip Schwartz-Initiative einen oder mehrere gefährdete ausländische Forscherinnen und Forscher aufzunehmen.

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen und ermöglicht Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland die Verleihung von Stipendien für Forschungsaufenthalte an gefährdete Forscherinnen und Forscher. Finanziert wird diese Initiative durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator.

Dem Institut für Geographie der JLU ist Prof. Almohamad schon lange wissenschaftlich verbunden: Dort promovierte er in den Jahren 2005 bis 2009. Anschließend kehrte er nach Syrien zurück, wo er an der Universität in Aleppo als Professor für Geographie forschte und lehrte. Dabei blieb stets in Verbindung zu den Gießener Geographen um Prof. Dr. Andreas Dittmann, mit dem ihn gemeinsame Forschungsprojekte verbanden. Außerdem unterstützte Prof. Almohamad die Gießener Geographinnen und Geographen bei verschiedenen Exkursionen nach Syrien. Durch seinen Zugang zu Klimadaten der östlichen Mittelmeerländer hat er zur Weiterentwicklung von klimageographisch ausgerichteten Forschungsprojekten an der JLU beigetragen.

Hatte sich Prof. Almohamad, Jahrgang 1978, bislang in seiner Forschung vor allem mit „Natural Hazards“ beschäftigt, so erweiterte er sein Forschungsspektrum nun mit „Social Hazards“ um humangeographische Themen aus der Geographischen Entwicklungsforschung und der Geographischen Konfliktforschung. Unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung in seinem Herkunftsland Syrien befasst er sich zudem mit politischer Geographie und „Failing and Failed States“. Teilweise fällt dies mit Migrations- und Flüchtlingsthemen zusammen.

„Unsere derzeitigen Schwerpunkte im Bereich Anthropogeographie und Geographische Entwicklungsforschung am Institut für Geographie der JLU mit regionalem Bezugsrahmen in der Region Middle East and North-Africa (MENA) und inhaltlichem Fokus auf Forschungen zu ‚Failed States‘ und ‚Human Capacity Building‘ passen hervorragend zu den Forschungsfeldern von Prof. Almohamad“, so Prof. Dr. Andreas Dittmann. „Durch seine Lokal- und Fachexpertise können wichtige Erweiterungen der bisherigen Geographie-Schwerpunkte an der JLU realisiert werden.“

Zudem wurde mit der ersten internationalen Gießener Syrien-Konferenz im Februar 2016 ein Netzwerk von syrischen Geographinnen und Geographen etabliert, die maßgeblich in Wiederaufbaupläne in einem Nachkriegssyrien integriert werden können. In das Gießener Geographie-Netzwerk sind bisher syrische Geographinnen und Geographen aus Aleppo, Deir ez-Zor, Damaskus, Ankara, Genf sowie Halle, Tübingen Berlin, Bayreuth und Mainz eingebunden. Zudem ist es gelungen, auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler aus den in Gießen angesiedelten Flüchtlingen zu rekrutieren. Prof. Almohamad hat sich hier zu einem zentralen Ansprechpartner entwickelt. Ihm wird in Wiederaufbauszenarien eines Nachkriegssyrien eine Schlüsselstellung zukommen, die er durch das Philipp Schwartz-Stipendium bereits jetzt auf- und ausbauen kann.

  • Weitere Informationen

www.humboldt-foundation.de/web/philipp-schwartz-initiative.html

  • Kontakt



Institut für Geographie
Senckenbergstraße 1, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-36200

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041



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Forschung