"KiPäd-international"
„Wie sieht eigentlich ein Kindergarten in Singapur oder Madrid“ aus? Im Rahmen der Praktika machen zahlreiche Studierende ihr Praktikum im Ausland. Dabei bekommen sie neben den Einblicken in Kindertagesstätten und Kindergärten auch ein Gespür für „Kindheiten und Kulturen anderswo“. Diese wertvollen internationalen Erfahrungen werden in Form von Video- oder Fotodokumentationen festgehalten und systematisch in den BFK-Studiengang integriert. Neben einem Seminar zur Praktikumsnachbereitung werden diese dann in Seminaren zur Konzept- und Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten eingebracht und ausgewertet. Diese persönlichen Erfahrungen werden dann zur Diskussion internationaler frühpädagogischer Bildungskonzepte genutzt. Im Folgenden geben einige Studierende kurze Einblick in diese Erfahrungen:
Bilingual Education – Erfahrungen aus dem Norden Europas von Janina Jasper
Bilinguale Erziehung ist in unserer Gesellschaft immer mehr gefragt und gilt heute sogar als Notwendigkeit für das Aufwachsen und Leben in einer zunehmend globalisierten Welt. Dennoch ist die Anzahl zweisprachiger Kitas in Deutschland immer noch sehr begrenzt und etwas Besonderes. Zu sehen, wie bilinguale Erziehung als Alltagsphänomen in einer Kultur und speziell in einem Kindergarten praktiziert werden kann, war der Beweggrund für mich, mein erstes Praktikum nach dem zweiten Semester meines BA-Studiums „Bildung u. Förderung i. d. Kindheit“ in Finnland zu absolvieren.
Das skandinavische Land ist im sozialen Sektor sehr stark. Wie Studien gezeigt haben, nimmt die Erziehung zur Bildung - insbesondere zur sprachlichen Bildung – in Finnland einen hohen Stellenwert ein. Neben den Landessprachen Finnisch und Schwedisch werden dort auch z. T. Englisch und Deutsch gesprochen. Der Bezug zu diesen Sprachen ist so groß, dass es gerade im Süden des Landes viele Institutionen der Frühförderung gibt, die speziell auf einer dieser Sprachen ausgerichtet sind, so dass viele Kinder zweisprachig aufwachsen. Wie sehr diese Art der Bildungsmöglichkeit von Eltern angestrebt wird, konnte ich besonders auch während meines Praktikums erfahren: Eine deutsche Familie, die nach Finnland gezogen ist - mit dem Ziel, das Land nach geplanten 15 Monate wieder zu verlassen - meldete ihre zwei Kinder nicht in einem deutschsprachigen, sondern in einem englischsprachigen Kindergarten an. Der elterliche Antrieb bestand darin, „die einmalige Chance“ für die Bildung ihrer Kinder zu nutzen.
Wie die Realisierung dieser einmaligen Chance nun aussehen kann, habe ich während meines sechswöchigen Praktikums in dem englischsprachigen Kirkkonummi Kindergarten in Finnland erlebt. Die Einrichtung ist eine private englischsprachige Kindertagesstätte, die 2000 in Kirkkonummi, einem kleinen Städtchen an der Südküste Finnlands, gegründet wurde. Sie bietet 21 Plätze, sowohl halbtags als auch ganztags für Kinder ab einem Alter von 18 Monaten bis zum einschließlich sechsten Lebensjahr. Die sehr altersheterogene Einrichtung erlebte ich als einen Ort, den die Kinder als ihr „second home“ betrachten, einen Ort, wo Kinder sich wohl fühlen und ihre natürlichen Fähigkeiten entwickeln können. Weil die Anzahl von 17 Kindern im Kindergarten sehr klein war, hatte ich die Möglichkeit mit jedem Kind im Kindergarten ein enges Verhältnis aufzubauen. Begünstigt wurde dies durch die Tatsache, dass ich trotz des guten Personalschlüssels von zwei Erziehern und der Leiterin sehr in die Arbeit der Erzieher mit eingebunden wurde. Auf diese Weise erlebte ich in einer familiären Atmosphäre während meines Praktikums besonders hinsichtlich der mehrsprachigen Erziehung sehr beeindruckende Szenen im Kindergartenalltag. Speziell durch die Beobachtung des deutschen Geschwisterpaares, dessen intensive Betreuung mir auferlegt worden war, erfuhr ich, was mehrsprachige Erziehung bedeuten kann und wie diese im finnischen „Kirkkonummi Kindergarten“ nach kurzer Eingewöhnungsphase sowohl für die Kinder also auch für mich zu einem alltäglichen Phänomen werden kann. Es ist sehr beeindruckend für mich gewesen zu sehen, wie Kinder spielerisch an die Zweit- oder sogar an die Drittsprache herangeführt werden und sie innerhalb weniger Monate anfangen, diese immer mehr zu beherrschen.
Während meines Auslandsaufenthalts lebte ich in der Familie, die den Kindergarten betreibt. Auf diese Weise fanden auch viele Gespräche außerhalb der Arbeitszeit statt, die zu einem Austausch zwischen der Bildungspolitik der Länder führten. Dies war sehr interessant, weil gerade die sprachliche Bildung im engen Zusammenhang mit der Globalisierung steht und ich so auch Einblick in die gesellschaftlichen und politischen Perspektiven des Landes erhielt. Außerdem erfuhr ich neben den erlebten Alltagsszenen durch eine durchgeführt Elternumfrage auch viel über die bisherigen Erfahrungen der Eltern mehrsprachig aufwachsender Kinder. Eine Tätigkeit meines Praktikums, die ich außerhalb der Einrichtung verfolgte, waren Besuche verschiedener anderer pädagogischer finnischer Einrichtungen im Umfeld. Ich versuchte mithilfe von Interviews, die Vielfältigkeit der Einrichtungen für die Bildung und Förderung von Kindern ausfindig zu machen und auch gleich praktisch zu kennen zu lernen.
Aus meinen Auslandserfahrungen habe ich anschließend das Fazit geschlossen, dass die selbstverständliche Umsetzung der bilingualen Erziehung von vielen Faktoren abhängt, die zwar zur Zeit im finnischen Bildungssystem mehr ausgeprägt sind als in Deutschland, aber auch dort entwicklungsfähig sind - besonders im Bezug auf Netzwerkarbeit. Für die Kinder, die sich in Finnland in einer mehrsprachigen Institution aufhalten, wird das Aufwachsen mit zwei Sprachen zwar immer mehr zu einem Alltagsphänomen, je mehr sie sich in der Sprache bewegen. Die pädagogische Handlungsweise in Kindergärten wird jedoch z. T. noch ausprobiert und würde von einem Ausbau hinsichtlich spezieller Fördermaßnahmen und Fachkräfte sehr profitieren. Da die mehrsprachige Erziehung ein spannender frühkindlicher Bildungsbereich ist, kann ich jedem einen Einblick in diese Arbeitsweise empfehlen.
Africa- Cape Town von Anna Kaisler und Elisabeth Spieker
Unser 2. Praktikum innerhalb des Moduls „Professionalisierung“ im Studiengang BFK haben wir im Christine Revell Children´s Home im südafrikanischen Kapstadt absolviert.
Dieses Kinderheim im Stadtteil Athlone bietet Platz für 49 ausgesetzte, missbrauchte, vernachlässigte oder verwaiste Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Gegründet wurde das Heim vor über 60 Jahren von Christine Revell, die junge Mütter mit ihren Kindern aufnahm und sich um sie kümmerten.
In den acht Wochen Aufenthalt in Südafrika konnten wir sehr viel über das Land, die Kultur und über die Menschen lernen. Unsere Praktikumszeit haben wir meist bei den vier- und fünfjährigen Vorschulkindern in der „preschool“ im Haus verbracht und den Kindern bei ihren alltäglichen Aufgaben im mathematischen, schriftlichen und künstlerischen Bereich geholfen. Wir durften selbst häufig die Klasse leiten und unsere Ideen mit einbringen. Die Nachmittage verbrachten wir mit den Kindern, den anderen Volunteers und den staff members im Außengelände. Hierbei konnten wir zudem ein Nachmittagsangebot für die Kinder von max. 30 Minuten vorbereiten. Dieses hatte einen spielerischen, künstlerischen oder sportlichen Inhalt. Weiterhin zählten auch der Toilettengang mit den Kindern, sowie das Baden und das Füttern der Kleineren zu unseren alltäglichen Aufgaben.
In der Praktikumszeit konnten wir auch mit den Säuglingen und mit den Kindergartenkindern in ihren Gruppen arbeiten.
Während des Praktikums ist uns sehr bewusst geworden, wie wenig Liebe und Aufmerksamkeit jedes einzelne Kind erhält. Aus diesem Grund sind einige Kinder in ihrem Verhalten auffällig. Viele von ihnen weisen besonders im sprachlichen Bereich Defizite auf. Allerdings konnten wir auch Kinder kennenlernen, die sehr gut mit der bestehenden Situation umgehen können und „stark“ und resilient auf uns wirkten.
Durch das Praktikum haben sich für uns viele neue Sichtweisen eröffnet. Wir haben Dinge gesehen und kennengelernt, die wir vorher nicht kannten. Die hohe Kriminalität, die riesige Kluft zwischen arm und reich und die sehr hohe HIV- Rate zeigen uns, dass in dem Land noch sehr viel getan werden muss, um auch das Leben der schwarzen, unterdrückten Bevölkerung in den Townships Südafrikas zu verbessern.
Unser Praktikum war sehr schön und eine wichtige und bereichernde Erfahrung, die wir immer wieder wiederholen würden, wenn es möglich wäre. Das Praktikum im Christine Revell Children´s Home hat unseren Horizont erweitert und uns sehr viele schöne, aber auch schlechte Dinge Südafrikas gezeigt.
‚Asia light‘ - Singapur von Julia Zeiss
Mein zweites Praktikum innerhalb des Moduls ‚Professionalisierung’ im BFK durfte ich im vorschulischen Bereich der Deutschen Europäischen Schule (GESS – German European School Singapore) Singapur absolvieren. Sieben Wochen lang bekam ich einen Einblick in die singapurianische Kultur und in eine der größten vorschulischen Einrichtungen im Auslandsschulwesen. Die meiste Zeit meines Praktikums verbrachte ich in der deutschsprachigen Kindergartengruppen ‚Schatzinsel‘ die von einer gebürtigen Thailänderin und einer Singapurianerin geleitet wird. Die Schatzinselkinder kamen aus China, Singapur, Australien, England und Deutschland, sodass mir der Einblick in ein multikulturelles Miteinander ermöglicht wurde. Die Bildungsarbeit orientiert sich an einem vom Team des vorschulischen Bereichs eigens erarbeiteten Bildungsplan. Eine derartige Bildungsarbeit anhand von Bildungsbereichen wie Sprachliche- und Mathematische Bildung, Bildungsgehalt des Bereichs Weltwissen, Musik, Visual arts education und Bewegungserziehung durfte ich zum ersten Mal erleben. Dieses Praktikum stellt im Hinblick auf das Bild vom Kind, sowie auf Grundsätze und Ziele der pädagogischen Arbeit einen erheblichen Kontrast zu meinem ersten Praktikum in Deutschland dar. Die vielfältigen Erfahrungen und Eindrücke die mir sowohl im Praktikum, als auch in meiner Freizeit ermöglicht wurden werden mich auch in meinem Studium weiter begleiten.
Viva Espana - Spanien von Lena Sophie Kaiser
Während meines 8-wöchigen Praktikums im Rahmen des BFK-Studiums durfte ich den Alltag des „Centro international de educación infantil“, dem ABC Kindergarten „La Moraleja“ in der spanischen Hauptstadt Madrid kennenlernen.
Der ABC Kindergarten, ist ein privater deutscher Kindergarten, der seit 16 Jahren besteht und „deutsche“ und „englische“ Gruppen für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren anbietet.
Die Kinder, welche diese Einrichtung besuchen, werden hier auf die für den Schulbesuch notwendige Aufnahmeprüfung der „Deutschen Schule Madrid“ vorbereitet. Sie werden also primär mit der deutschen Sprache und Kultur vertraut gemacht.
Das Team begleitet die Kinder in ihrer Entwicklung mit den, speziell von Pädagogen, Logopäden und Psychologen, erarbeiteten Themen sowie einem Lehrplan, der sich besonders auf die Schwerpunkte der sprachlichen, mathematischen, emotionalen, sozialen und musikalischen Bildung konzentriert und auf die Anforderungen der „Deutschen Schule Madrid“ vorbereitet.
Während meiner Zeit in der Vorschulgruppe „Regenbogenfische“, in die ich zugeteilt wurde, habe ich mich intensiv mit den sprachlichen Kompetenzen von mehrsprachigen Kindern auseinander setzten können. Aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer der Kinder, zu denen unter anderem Deutschland, Spanien und Lateinamerika gehören und den damit verbundenen Unterschieden im Bezug auf den Erwerb der deutschen Sprache, habe ich viel über den bilingualen Erstspracherwerb und den frühen Zweitspracherwerb gelernt.
Durch die Gastfreundlichkeit, dem netten Entgegenkommen bei kleineren und größeren Problemen, der schnellen Integration in das Team und den Reflexionsmöglichkeiten mit der Leiterin des Kindergartens habe ich mich sehr wohl gefühlt. Weiterhin hat mich auch die Universität durch den bestehenden E-Mail Kontakt bestärkt, sodass ich bei Fragen und Unsicherheiten unterstützt wurde, was mir meine Arbeit erleichtert hat.
Die reichhaltigen Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse, die ich in dieser Zeit machen konnte, haben sich sehr positiv und nachhaltig auf mein Studium ausgewirkt und mich neugierig auf weitere bevorstehende Praktika und Praxiserfahrungen gemacht.
Auslandssemester in Schweden von Anna-Theresa Kirschning
Mein 5. Fachsemester habe ich in Schweden als Austauschstudentin verbracht. Über das Austauschprogramm ERASMUS kam ich direkt in die Mitte Schwedens, in die traditions- und folklorereiche Gegend Dalarna. In der kleinen und beschaulichen Stadt Falun konnte ich an der Hochschule (Högskolan Dalarna) verschiedene Englisch- Schwedisch- Kinderliteratur- und Pädagogikseminare belegen. Anschließend habe ich mein zweites Pflichtpraktikum für meinen Studiengang in einer kleinen Kindertageseinrichtung in Falun absolviert und so auch meine schwedischen Sprachkenntnisse anwenden können.
Ich ging mit der Absicht nach Schweden, mich selbst davon zu überzeugen wovon in Deutschland so geschwärmt wird: dem vorbildlichen Bildungs- und Erziehungssystem. In Schweden werden einige Dinge anders gehandhabt, als bei uns in Deutschland, aber auch hier gibt es Ecken und Kanten, an denen sich Erzieher, Pädagogen, Lehrer, Schüler, Eltern und Kinder stoßen. Während meines Studiums an der Högskolan Dalarna konnte ich viele Erfahrungen sammeln, die das Zusammenleben von Schüler/Student und Lehrer/Pädagoge betreffen. Außerdem konnte ich der Frage nachgehen, warum das System so viel besser zu funktionieren scheint als bei uns. Was ich an der Uni gelernt habe, konnte ich in sechs Wochen in einer schwedischen Kindertagesstätte durch praktische Erlebnisse ergänzen und erweitern.
Aber nicht nur für mein Studium der frühkindlichen Pädagogik habe ich neue Anreize gefunden, sondern auch privat. Ins Ausland gehen bedeutet immer, sich auf etwas Neues einlassen, eine andere Kultur, fremde Gewohnheiten und Verhaltensweisen kennen zu lernen. Mitten unter Studenten aus aller Welt hat sich mir nicht nur die schwedische Kultur gezeigt. Ich konnte auch die Kulturen, Gewohnheiten und Handlungsweisen von Menschen vieler nicht-europäischer Länder erleben und lernen sie zu verstehen. Daher kann ich ein Auslandssemester auch für unseren Studiengang sehr empfehlen.
Erfahrungen aus Namibia gesammelt von Stephanie Sehr
Das erste Praktikum während meines Studiums absolvierte ich in einem privaten Kindergarten im zentralen Norden Namibias.
Der private „internationale Kindergarten“ ermöglicht Kindern aus unterschiedlichen Sprachgruppen, die deutsche Sprache zu erlernen und damit die Befähigung zum Besuch der deutschen Privatschule Otjiwarongo zu erhalten. Die staatliche Schulbildung in Namibia hat einen viel niedrigeren Stellenwert als die in Europa. Dementsprechend besuchen die Kinder der höheren Sozialschicht Namibias fast ausschließlich solche Privatschulen, in denen sehr viel mehr Wert auf Bildung und Erziehung gelegt wird als in staatlichen Schulen. Im Kindergarten lernen die Kinder also die deutsche Sprache, um den Aufnahmetest an der deutschen Privatschule (die einzige Privatschule im Umkreis) zu bestehen. So wird die Kluft zwischen Armen und Reichen also noch mehr verstärkt. Das Bildungssystem weist meiner Meinung nach also erhebliche Defizite im Bereich der Bildungschancengleichheit, als auch in der Bildung selbst, auf.
Während meines Praktikums war ich immer wieder überrascht vom unglaublich schnellen Zweitspracherwerb der nicht-deutschsprachigen Kinder. Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Erzieherinnen ausschließlich deutsch mit den Kindern sprechen. Schon nach kurzer Zeit stellte ich enorme Fortschritte im Bezug auf den Erwerb der deutschen Sprache fest. Der Schwerpunkt liegt in dem Kindergarten also klar auf der Sprachförderung. Leider hatte ich den Eindruck, dass dadurch andere Bereiche, wie musikalische Erziehung, Konfliktbewältigung und generell das soziale Miteinander in den Hintergrund gerieten und zu wenig gefördert wurden.
Gut gefiel mir, dass ich so gut in das Team integriert wurde und mir das Gefühl von Akzeptanz schon von der ersten Minute an gegeben wurde. Ich durfte viele Aufgaben eigenständig übernehmen und wurde so bewusst mit Verantwortung konfrontiert, was sich sehr positiv auf meine persönliche Entwicklung auswirkte.
Durch das Praktikum eröffneten sich für mich komplett andere Sichtweisen, die nicht nur durch den Kindergartenalltag zum Ausdruck gebracht wurden, sondern auch außerhalb der Praktikumsstelle deutlich wurden. Einige davon sind durchaus auch negativer Natur. Der allgegenwärtige Rassismus in Namibia, der der schwarzen Bevölkerung entgegengebracht wird, wurde auch im Kindergarten deutlich; und hat mir gezeigt, dass in dem Land noch viel getan werden muss, um von dem wirklichen Ende der Apartheid zu sprechen.
Für mich zählen positive genauso wie negative Erfahrungen zu einem gelungenen Praktikum und ich bin mir sicher, dass diese mir für den weiteren Umgang mit Kindern und Eltern hilfreich sein werden und mich neugierig auf die Erziehung in anderen Kulturen gemacht haben.
Vorschulsystem in Schottland- Bericht von Anne Köhler
Herzlich Willkommen zu einem kleinen Ausflug auf den nördlichen Teil Großbritanniens!Dem Land, in dem es nicht „Hello“ sondern „Heya“, nicht „Ladies and Gentlemen“ sondern „Folks“ heißt. Schottlands Position im Vereinigten Königreich ist keineswegs mit der eines Bundeslandes in Deutschland zu vergleichen. Schottland wurde vor gut 300 Jahren Teil des Vereinigten Königreiches, ist aber heute in einigen innenpolitischen Angelegenheiten selbstständig (vgl. The official gateway to Scotland (b)). So ist Bildung z. B., wie in Deutschland auch, Ländersache, und davon macht es Gebrauch (vgl. Dunlop 2010: 255). Schottlands Charakteristiken bringen einige Herausforderungen mit sich. Wegen der besonders in den Highlands und an der Westküste sehr kargen Landschaft wohnen in diesen Teilen nur wenige der ca. fünf Millionen Einwohner (vgl. The official gateway to Scotland (a)). Eine Vernetzung der Bildungsinstitutionen da ist also schwierig. Schottland hat die offiziellen Landessprachen Gälisch, Englisch und Schottisch (vgl. ebd.), die gesprochen (Wussten sie, dass der allseits bekannte Grüffalo wie seine Autorin Julia Donaldson schottisch ist?) und im Bildungsplan berücksichtigt werden wollen.
Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Für mich als in Deutschland Aufgewachsene war zunächst der offensichtlichste Unterschied, dass die Schule mit der ersten Klasse bereits im vierten bis fünften Lebensjahr beginnt. Die Vorschule (Nursery School) startet dementsprechend noch eher, im dritten bis vierten Lebensjahr, und kann sich sehr verschieden gestalten. Grob kann in die drei Bereiche öffentlich, privat und Verein unterschieden werden. Erstens sichert der Staat mittels öffentlicher Schulen jedem Kind im Jahr vor der Schule pro Wochenarbeitstag 2,5 Stunden Bildung täglich zu. Dies kann in einer Regelvorschule oder in einer Klasse für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stattfinden. Beide Varianten sind kostenfrei und an öffentliche Grundschulen angeschlossen. Zweitens existieren die privaten Einrichtungen, die ähnlich deutschen Kindergärten meist von morgens bis nachmittags oder abends geöffnet sind. Allerdings müssen die Eltern für die Betreuung des Kindes dort selbst zahlen. Als dritte Gruppe stellen die Playgroups kleine meist ortsgebundene Elternvereine dar, die vormittags für einige Stunden Kinderbetreuung anbieten. Die Eltern zahlen dies auch selbst. Diese drei Gruppen vertreten aus meiner Sicht unterschiedliche Interessen. Die öffentlichen Schulen verwirklichen den Auftrag jedem Kind vorschulische Bildung zu ermöglichen. Die Playgroups hingegen sehen eine zu zeitige Beschulung der Kinder kritisch und bieten eine spielerischere Alternative. Die privaten Einrichtungen wiederum finden eine Betreuungszeit von 2,5 Stunden zu kurz, für Kinder als auch arbeitstätige Eltern. Da dies aber dann in erheblichem Maße kostenpflichtig ist, wird Betreuung zu einem Luxus.
Was jedoch genau beinhaltet vorschulische Bildung in Schottland? Bis 2003 gab es ein Curriculum für die Schule ab dem fünften Lebensjahr, jedoch nicht für die vorschulische Bildung, für die erst nach und nach verschiedene Veröffentlichungen gemacht wurden (vgl. Dunlop 2010: 255).
2004 wurde das ‚Curriculum for Excellence‘ veröffentlicht, dass die vorschulische Bildung mit hineinnahm in einen umfassenderen Bildungsplan. Und dieser ist in der Tat sehr ganzheitlich strukturiert (vgl. The Scottish Government u. a. 2004: 3). Für jede Altersgruppe sind verschiedene Bildungsziele den acht Bildungsbereichen entnommen (vgl. ebd.). Die Bildungsziele wiederum werden durch Unterziele detailliert. Dieser Plan ist für den Vorschulbereich aber nicht nur eine Empfehlung, sondern verpflichtend. Zumindest für die Einrichtungen, deren Geldgeber der Staat ist, also die Öffentlichen, und die Privaten und Vereine, die den Bildungsauftrag des Staates im Sinne des Curriculums umsetzen und dafür ein Förderung für 2,5 Stunden täglich erhalten. Das vollständige Dokument existiert als Download unter:
http://www.educationscotland.gov.uk/Images/all_experiences_outcomes_tcm4-539562.pdf.
In ergänzenden Dokumenten zum Bildungsplan ist zusätzlich festgehalten, nach welchen Prinzipien frühe Bildung stattfinden soll. Es wird davon ausgegangen, dass das Lernen spielerischen und erfahrungsorientierten Charakter haben soll (vgl. Scottish Executive 2007: 5). Dies wird sehr strukturiert umgesetzt und da unterscheiden sich öffentliche und private Institutionen und Elternvereine nur wenig. In Wochen- und Monatsplänen werden Ideen für die Umsetzung der zu explorierenden Themen aufgeschrieben. Ein Projekt über Hell und Dunkel beispielsweise führt im Bereich Literacy zur Beschäftigung mit der Geschichte des Grüffalo. Der Vormittagssnack passt mit Fuchsschwanz (Süskartoffelsticks) dann zum Thema ebenso wie die Einrichtung von Grüffalohöhle und -sumpf, die es zu entdecken gilt – usw. Diese Struktur und dieses bewusste Planen haben mich begeistert. Die pädagogischen Fachkräfte überlegen gemeinsam mit den Kindern, es werden Ideen gesammelt und die Vorbereitungszeit und Dokumentationsmöglichkeiten intensiv genutzt. Jedoch scheint bei allem Geplantem und den kurzen Zeiten den Kindern nicht viel Raum zu bleiben, selbst zu entdecken. Außerdem ist zu merken, dass private vom Staat geförderte und die öffentlichen Einrichtungen auch unter dem Druck stehen dies zu tun und eventuellen Kontrollen, ob den Ansprüchen des Curriculums Genüge getragen wird, auch stand zu halten. Hingegen scheinen die Elternvereine oder private Einrichtungen ohne Förderung die Freiheit im Gestalten des Alltags zu genießen.
Vielleicht fragt sich der eine oder andere Leser, wie Inklusion in Schottland gehandhabt wird. Inklusion ist in Schottland ein aktuelles und vieldiskutiertes Thema. Momentan darf jedes Kind, insofern nicht von Eltern-, Kindes- oder Schulseite etwas dagegen spricht, in eine Regeleinrichtung gehen. Fördereinrichtungen sind meines Erachtens eher selten und werden nur von Kindern mit schwerwiegenden geistigen oder körperlichen Einschränkungen besucht. Für die inklusive Betreuung in Regeleinrichtungen stehen nur in wenigen Fällen zusätzliche Stunden für das Personal zur Verfügung. Inklusion ist für pädagogische Fachkräfte deshalb eine Herausforderung.
Ein Seminar an der Universität befasste sich unter anderem mit der Frage, ob Partizipation zu besserem Gelingen von Inklusion beitragen könnte. Die Diskussionen sind wie überall im Gange.
Es ist und bleibt spannend weitere Entwicklungen in Schottland zu verfolgen. Politisch stehen das Votum über Unabhängigkeit und sich daraus eventuell ergebende Veränderungen an. Speziell das Bildungssystem betreffend wird es interessant, ob sich das ‚Curriculum for Excellence‘ bewährt, oder weitere gesetzliche Veränderungen zur Inklusion auf den Weg gebracht werden.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass die von mir vorgestellten Erfahrungen auf Besuchen und Gesprächen in Einrichtungen in und um Aberdeen gemacht wurden. Ich habe also meine Eindrücke in eher städtischem Gebiet gemacht, denke aber, dass diese durch das Erleben von sechs Einrichtungen und Interviewpartnern darüber hinaus auf guter Grundlage stehen. Ob nun mit Blick auf das Schulsystem oder nicht: Schottland ist eine Reise wert, und ich hoffe das diese Einblicke aufschlussreich waren. Ich schließe mit einigen Bildeindrücken und dem Quellenverzeichnissen ab.
Der Kreativraum der privaten Das Klassenzimmer der öffent- Die Milltimber Community Asso-
Broomhill Nursery in Cults. lichen River Bank Nursery ciation Playgroup findet in der
School. Gemeindehalle statt und wird jeden
Tag neu aufgebaut.
Allen Räumen ist der werkstattartige Charakter gleich und bestimmte Tische oder Ecken sind bestimmten Betätigungen der Kinder zugedacht.
Wie Ideen zu Projekten wurden, konnte ich in der Milltimber Nursery School in mehreren Wochen zur Thematik Licht und Dunkel sehen.
Die Grüffalohöhle und ein Kreativprojekt zum Diwali- Mit-Bring-Themen-Tisch zu Tiere
Puppentheater mit Figuren Lichterfest. im Dunkeln.
der Grüffalo-Geschichte.
Literatur:
Dunlop, Aline-Wendy (2010): Das Kind Im Mittelpunkt: Frühpädagogische Curricula in Schottland. Fthenakis, Wassilio E.; Oberhuemer, Pamela (Hrsg.): Frühpädagogik International. Bildungsqualität im Blickpunkt. 2. Aufl. Verlag für Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage Wiesbaden: 255-268.
Internetquellen:
Scottish Executive (2007): A curriculum for excellence. Building the Curriculum 2. Active learning in the early years. http://www.educationscotland.gov.uk/Images/Building_the_Curriculum_2_tcm4-408069.pdf (Akt.-Datum: 05.02.2014).
The official gateway to Scotland (a): Facts about Scotland. http://www.scotland.org/about-scotland/facts-about-scotland (Akt.-Datum: 18.01.2014).
The official gateway to Scotland (b): Scottish History. http://www.scotland.org/about-scotland/scottish-history (Akt.-Datum: 18.01.2014).
The Scottish Government u. a. (2004): Curriculum for Excellence. http://www.educationscotland.gov.uk/Images/all_experiences_outcomes_tcm4-539562.pdf (Akt.-Datum: 20.01.2014).
Waldorfkindergarten auf Portugiesisch - Julian Schneider
Institution: Waldorfkindergarten und Krippe „Jardim da Infancia Viva“ mit etwa 50 Kindern
Ort: Monte Judeu (ca. 6 km von Lagos / ca. 80 km von Faro / ca. 300 km von Lissabon)
Praktikumszeit: Sommer 2009 (8 Wochen)
Die Einrichtung ist relativ klein, beschäftigt in der Regel einen Zivildienst-/FSJ-Leistende und ein Praktikum ist daher nur bedingt möglich. Eine Bewerbung war telefonisch möglich da mir die Leitung und das personelle Umfeld des Kindergartens bereits vertraut war. Zudem waren Sprach- und gute Ortskenntnisse von Vorteil. Die Kosten für Anreise, Aufenthalt und Verpflegung (außerhalb der Arbeitszeiten) übernahm ich selbst. Dies war mir ebenfalls gut durch persönliche Kontakte möglich, jedoch hat die Institution auch Möglichkeiten zur Unterbringung in der Umgebung. Ohne Auto oder Fahrrad ist die Anreise mit dem Bus (nur aus Richtung Lagos) oder in Fahrgemeinschaften oder Mitfahrgelegenheiten möglich.
Der Kindergarten orientiert sich an der Waldorfpädagogik und ist in ein überaus multikulturelles Umfeld eingebettet. Fachkräfte und Klientel sind vorwiegend Portugiesen (mind. 50%), Deutsche, Engländer, Holländer und Franzosen aus einem „alternativen“ Milieu mit recht ausgeprägtem Bildungsbewusstsein.
Die Einrichtung hebt sich in vielerlei Hinsicht von städtischen Kindergärten ab und ist stark in das Netzwerk zwischen dem Trägerverein, der Krippe und der neu gegründeten Waldorfschule eingebunden.
In der ländlichen Gegend der Algarve scheinen die vorherrschenden Erziehungsstile noch immer sehr altmodisch und auch das Bildungssystem verändert sich seit Jahren kaum. Der Begriff „Bildung“ steht im Elementarbereich noch weit hinter der „Erziehung“, Medien werden teilweise maßlos eingesetzt und in den Schulen herrscht hoher Leistungsdruck bei ganztägigen Stundenplänen und chaotischen Rahmenbedingungen (z.T. Dorfschulen vor der Schließung, ständig wechselnde Lehrer, überfüllte Schulbusse in die Stadt). Der Waldorfkindergarten hingegen, versucht seit seiner Gründung einen ruhigen, natürlichen Ort für Kinder zu bieten und so auch ihren oft unbeständigen Lebensbedingungen (häufige Umzüge, Vielzahl kultureller Einflüsse, Ausgewandert) entgegen zu wirken.
Die Freizeitgestaltung in der Algarve ist vielfältig, jedoch stark von der „Saison“ abhängig:
Während zwischen Juni und August Unmengen an Angeboten auf die Touristen warten, scheint die Algarve in den Wintermonaten wie ausgestorben und das kulturelle Angebot reduziert sich auf ein absolutes Minimum. Die Busreise nach Lissabon ist jedoch günstig (ca. 18 Euro ab Lagos). Im Sommer gibt es auch viele Möglichkeiten fernab des Pauschal-Tourismus das Land zu entdecken. Die Informationen zu entlegenen Surf-Stränden, Küstenwegen, einheimischen Festen, authentischer portugiesischer Gastronomie, außergewöhnlichen Free-Partys und Clubs oder auch einfach zur günstigsten Autovermietung, erhält man für gewöhnlich vor Ort und nicht im Internet oder im Reiseratgeber!
Für weitere Informationen stehe ich gerne via Email zur Verfügung
Julian Schneider: 65massive@gmail.com
Informationen zur Einrichtung oder Praktikum bitte direkt bei derInstitution erfragen:
Jardim da Infancia Viva. Monte Judeu, 8600-020 Lagos
00351 282761786
infancia.viva@iol.pt