KVV-WiSe 2000/01
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2000/2001
Einmalige Informationsveranstaltung:
Philosophie im Wintersemester 2000/2001
Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, 16.10.2000
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums
zugleich 1. Sitzung des propädeutischen Seminars. Das
"Propädeutische
Seminar" ist als Einführung in die Philosophie für Hörer aller
Fachbereiche
gedacht und dient dazu, einen Überblick über folgende Teildisziplinen
der Philosophie
zu geben: Philosophiegeschichte, Geschichtsphilosophie, Logik,
Hermeneutik,
Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie,
Naturphilosophie
und Philosophie der Biowissenschaften, Anthropologie, Ontologie,
Metaphysik,
Ethik und Rechtsphilosophie, Politik, Ästhetik, Religionsphilosophie
(detaillierte
Terminübersicht ist im Zentrum für Philosophie erhältlich; siehe auch
Aushang
bei den einzelnen Fachbereichen).
V o r l e s u n g e n
Geschichte der Philosophie/Praktische
Philosophie:
Theorien der Gerechtigkeit
in Antike
und Mittelalter
Mi 14-16, 2 st., Phil.I: C/3, Beginn 18.10.2000
Horn
Der Gerechtigkeitsbegriff nimmt in
unserem evaluativen
Vokabular eine zentrale Stellung ein; er spielt für unser
moralisch-normatives
Bewußtsein eine herausragende Rolle. Mit seiner Hilfe bringen wir
einige unserer
grundlegendsten normativen Intuitionen zum Ausdruck. Dies zeigt sich
bereits
an der enormen Streubreite seiner Anwendbarkeit. Auf der Grundlage des
Gerechtigkeitsbegriffs
kennzeichnen wir Personen und Personengruppen, sodann Handlungen,
Verhaltensweisen
und Charaktere, weiterhin Urteile, Einschätzungen und Wertungen,
außerdem Verfahren,
Regeln sowie Gesetze und nicht zuletzt soziale Institutionen,
politische Zustände
und ganze Gesellschaftsordnungen. Eine wichtige weitere Verwendung ist
diejenige,
bei der wir das Verhältnis von Gabe und Gegengabe, eine Belohnung oder
eine
Strafe als gerecht oder ungerecht bezeichnen. Nicht selten gebrauchen
wir den
Begriff schließlich für das Resultat eines Sportwettkampfs oder eines
Bewerbungsverfahrens,
für den schicksalhaften Verlauf eines menschlichen Lebens oder gar im
Blick
auf den Gesamtzustand des Universums (wenigstens soweit dieser uns
selbst betrifft).
Die Stellung des Gerechtigkeitsbegriff für unsere normative
Alltagsorientierung,
und zwar beginnend mit dem Kleinkindalter, ist so fundamental, daß
nicht wenige
Theoretiker die These vertreten haben, im Gerechtigkeitsbegriff liege
sogar
der Kern unserer normativen Orientierung, nicht in den Begriffen gut,
richtig,
nützlich, vorteilhaft, Gebot, Pflicht, Gesetz oder Tugend. Ich halte
diese Überzeugung,
für die sich u.a. John Rawls anführen lässt, nicht für zutreffend; um
dem Gerechtigkeitsbegriff
systematisch näher zu kommen, soll in dieser Vorlesung der Umweg über
die Sichtung
historischer Positionen aus Antike und Mittelalter beschritten werden.
Literatur:
Assmann, J. u.a. (Hgg.): Gerechtigkeit. München, 1998.
Hauser, R. u.a.: Art. Gerechtigkeit, in:
Historisches
Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, S. 329 ff.
Loos, F./Schreiber, H.-L.: Art. Gerechtigkeit, in:
Geschichtliche Grundbegriffe,
Bd. V, S. 231 ff.
Theoretische
Philosophie:
Kosmologie zwischen Mythos und Physik
Di 12-14, 2 st., Phil.I: A/5, Beginn 17.10.2000
Kanitscheider
Kosmogonische und kosmologische Mythen bilden den Anfang der begrifflichen Erfassung der Welt im ganzen. Diese mythischen Berichte transformieren sich ca. 600 v. d. Z. in rationale metaphysische Gedankengebäude. Danach verbindet sich die Kosmologie mit der beobachtenden Astronomie und wird damit eine auch empirisch kontrollierbare Wissenschaft. In der Neuzeit wird die Erforschung der Welt im Großen auf die physikalischen Gesetze der klassischen Mechanik und Gravitationstheorie aufgebaut und im 20. Jahrhundert dann auf Einsteins relativistische Feldgesetze, so wie jüngst auch auf die Quantenmechanik. Die begrifflichen und erkenntnistheoretischen Wandlungen, die mit diesem Übergang von mythischer Weltvorstellung zur Quantenkosmologie verbunden sind, werden Gegenstand dieser Vorlesung sein.
Literatur:
Bertoli, F./Curi, N.:
The Anthropic
Principle. Cambridge UP, 1993.
Fernández-Rañada: Los Muchos Rostros de la Ciencia. Nobel
Oviedo, 1995.
Greene, B.: Das elegante Universum. Berlin, 2000.
Hawking, St./Penrose, R.: Raum und Zeit. Hamburg: Rowohlt,
1998.
Kanitscheider, B.: Kosmologie. 2. Aufl. Reclam, 1991.
Leslie, J.: Universes. London: Routledge, 1989.
Munitz, M.K.: Theories of the Universe. New York: Free Press,
1957.
Smart, J.J.C.: Our Place in the Universe. Oxford: Blackwell,
1989.
Stöckler, M.: Der Riese, das Wasser und die Flucht der
Galaxien. Frankfurt/Main,
1990.
Diskussionsseminar
zur
Vorlesung
Di 1345-1430, 1 st., Phil.I: C 1/210, Beginn
17.10.2000
Kanitscheider
Hier werden die in
der Vorlesung vorgetragenen
theoretischen Zusammenhänge durch weitere Beispiele,
Gedankenexperimente und
Anwendungen vertieft. Der Besuch dieses übungsartigen Seminars erspart
Mühe
beim Studium der Mitschrift und erleichtert den Zugang zu den
Prüfungen.
Theoretische
Philosophie/Praktische Philosophie:
Zentrale Begriffe und Termini der Philosophie (Ethik, Logik,
Erkenntnistheorie)
Mi 18s.t.-19:30, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn
18.10.2000
Meinhardt
Wie
jede Wissenschaft hat auch die Philosophie ihre Fachsprache, mit der
umzugehen
man lernen muß, wie ein Handwerker den Gebrauch seiner Werkzeuge. Die
Vorlesung
wird grundlegende Begriffe aus der Philosophie vorstellen, aus ihrer
historischen
Genese ihre heutige Bedeutung und Verwendung erklären.
Das ist zunächst als Einstiegshilfe für Studienanfänger oder für sonst
an Philosophie
Interessierte, bietet aber auch Gelegenheit für "gestandene
Philosophen", ihr
oft zu selbstverständliches begriffliches Instrumentarium kritisch zu
reflektieren.
Die Vorlesung setzt die des Sommersemesters fort, aber auf anderen
Gebieten,
Neueinstieg ist also möglich und sinnvoll.
Literatur:
Alle
Wörterbücher der Philosophie
Seminar zur Vorlesung
Mi 19:30-20:15, 1 st., Phil.I: C 2/29, Beginn
18.10.2000
Meinhardt
Das sich an die Vorlesung anschließende Seminar lädt ein zur Diskussion des Vorlesungsstoffes und zu vertiefender Textlektüre.
Praktische Philosophie:
Grundzüge der Rechtsphilosophie
Mi 10-12, 2 st.,
Juridicum, HS,
Begin: 18.10.2000
Schapp
Die Frage nach der Gerechtigkeit des Rechts, insbesondere der Gesetze, ist von der Frage der richtigen Anwendung des Rechtes durch den Richter zu unterscheiden. Die erste Frage wird von der Rechtsphilosophie, die zweite von der Methodenlehre des Rechts beantwortet. Die Rechtsphilosophie ihrerseits basiert auf der Ethik und damit auf dem zentralen Fach der allgemeinen Philosophie. In der Vorlesung "Grundzüge der Rechtsphilosophie" wird unter diesem Aspekt ein Überblick über die Geschichte der abendländischen Philosophie gegeben. Zur Darstellung kommen die Systeme der Ethik und damit auch des Rechts einiger großer Denker - vor allem Plato, Augustin, Hobbes, Kant und Hegel. Dem schließt sich eine Darstellung der modernen Strömungen in der Rechtsphilosophie an, die an die Grundüberzeugungen der klassischen Philosophie anknüpfen.
Literatur:
Schapp, Jan: Freiheit, Moral
und Recht,
1994.
Schapp, Jan: Methodenlehre des Zivilrechts, 1998.
Theoretische
Philosophie/Praktische Philosophie:
Bestimmen und Bestimmtwerden
Mo 12s.t.-13:30, 2 st.,
Phil.I:
A/3, Beginn 23.10.2000
Seel
Die Polarität von Bestimmen und Bestimmtwerden benennt eine Grundspannung der menschlichen Situation. Wir können nicht bestimmen und erst recht: wir können uns nicht bestimmen, ohne vielfach bestimmt zu sein und vielfach bestimmt zu werden. Alle Festlegungen unseres Meinens und Wollens spielen sich in Zusammenhängen eines letztlich unübersehbaren Bestimmtwerdens (durch die Welt, die Anderen und die Medien unseres Bestimmens) ab. Daraus ergibt sich die Frage, wie denn ein ungezwungenes menschliches Erkennen und Handeln überhaupt möglich ist. - Nach einer historischen Einleitung, die das Thema mit Kant und Fichte, Nietzsche und Heidegger beleuchten wird, werde ich dieser Frage eine systematische Erörterung widmen. Sie soll einmal einen Begriff menschlicher Praxis entwickeln, der hinter die übliche Unterscheidung von theoretischer und praktischer Philosophie zurückreicht. Zum andern soll ein Verständnis von Selbstbestimmung gewonnen werden, das den aktiven und passiven Komponenten der menschlichen Orientierung gleichermaßen gerecht wird. Sich bestimmen zu lassen nämlich schließt die Fähigkeit ein, sich bestimmen zu lassen.
Diskussionsseminar zur Vorlesung
Mo 13:30-14:15, 1 st., Phil I: A/3, Beginn
23.10.2000
Seel
S e m i n a r e
Theoretische Philosophie/Praktische
Philosophie:
Philosophische Grundbegriffe
Mo 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C 1/3, Beginn 23.10.2000
Becker
Das Seminar hat einführenden Charakter. Ihm liegt das Buch von Rafael Ferber "Philosophische Grundbegriffe" zugrunde. Wir werden eine Kapitelauswahl lesen und diskutieren, so die Kapitel, die sich mit der philosophischen Analyse der Begriffe 'Sprache' und 'Erkenntnis' befassen. Unter diesen Titeln werden die wesentlichen Fragestellungen der Sprachphilosophie und der Erkenntnistheorie behandelt. Weitere philosophische Begriffe von zentraler Bedeutung sind 'Wahrheit', 'Sein' und das 'moralisch-Gute'. Auch über sie werden wir auszugsweise reden. Das Seminar ist für Anfänger gedacht. Scheine können durch eine Klausurarbeit am Ende des Semesters erworben werden. Die Anschaffung des Textes wird empfohlen.
Literatur:
Ferber, R.: Philosophische Grundbegriffe. Eine Einführung.
Beck'sche
Reihe Nr. 4016, Beck-Verlag, München, 1998.
Geschichte der
Philosophie/Praktische Philosophie (Ethik):
Der Begriff der Dialektik (Plato, Hegel, Marx)
Di 14-16, 2 st.,
Phil.I:
C 1/3, Beginn 17.10.2000
Becker
Die
Geschichte des Begriffs der Dialektik beginnt mit
der antiken Philosophie. Bei Plato und Aristoteles ist sie der
zentrale Methodenbegriff
im Hinblick auf die Gewinnung von Erkenntnis. In der neuzeitlichen
Philosophie
bezeichnet der Begriff bei Hegel und Marx die ausschlaggebende
philosophische
Methode. Hegel verwendet sie zur Konstruktion einer 'Philosophie des
absoluten
Geistes', bei Marx spielt sie die entscheidende Rolle in der
ökonomischen Werttheorie.
Grundlage der Diskussion im Seminar, das sich an Fortgeschrittene
richtet, sind
ausgewählte Texte der großen Denker, bei Plato Auszüge aus einigen
Dialogen,
bei Hegel aus 'Phänomenologie des Geistes' und 'Wissenschaft der
Logik' und
bei Marx aus 'Das Kapital'. Scheine können durch Referate als
Hausarbeiten erworben
werden.
Literatur:
Becker, W.:
Idealistische
und materialistische Dialektik. Stuttgart 1970.
Popper, K.R.: What is Dialectic? in ders.: Conjectures and
Refutations,
London 1969.
Röd, W.: Dialektische Philosophie der Neuzeit, München 1974.
Simon-Schäfer, R.: Dialektik. Kritik eines Wortgebrauchs.
Stuttgart 1973.
Theoretische Philosophie
Die Einheit
der Natur
Di 16-18, 2 st., Phil.I: C 2/27, Beginn 17.10.2000
Becker /
Kanitscheider
Den Gedanken
der Einheit der Wissenschaft kann man auf
drei verschiedenen metatheoretischen Reflexions-Ebenen verfolgen. Aus ontologischer
Sicht besagt sie, dass die Welt ein einziges gesetzesartig
zusammenhängendes
System ist. Dieses kann zwar viele Komplexitäts-Niveaus besitzen, aber
alle
Teile - eingeschlossen das Tier Mensch - sind in den Gesamtverband der
Realität
verwoben.
Epistemologisch bedeutet die Einheit der Wissenschaft, dass
auch das
Erkennen - als reale kognitive Wechselwirkung gefasst - ein Element
der Natur
ist.
Methodologisch meint Einheit der Wissenschaft die
intersubjektive Mittelbarkeit
und die subjektunabhängige Objektivität unseres Wissens über das
System Welt.
Ein starker Hinweis auf eine tatsächliche Einheitlichkeit der Natur
liefert
der Gedanke einer durchgängigen Kette von Evolutions-Schritten aller
Teilsysteme
des Universums. Wenn dieser Organisationszusammenhang nachweisbar
besteht, müsste
sich die Einheit der Natur in einer Einheit der Wissenschaft spiegeln.
Literatur:
Carnap, R.: Logical Foundations
of the Unity of Science. Int. Enc. Of Unified Science I, 1, 1938.
Neurath, O.: Gesammelte philosophische und methodologische
Schriften (hrsg.
v. R. Haller und H. Rutte), Wien, 1981.
Saltzer, W. (Hrsg): Zur Einheit der Naturwissenschaften.
Darmstadt, 1990.
Schlosser, G.: Einheit der Welt und Einheitswissenschaft.
Braunschweig,
1993.
Vollmer, G.: Die Einheit der Wissenschaft in evolutionärer
Perspektive;
in ders: Was können wir wissen? Stuttgart, 1986, S. 163-199.
Weinberg, St.: Der Traum von der Einheit des Universums.
München, 1993.
von Weizsäcker, C.F.: Die Einheit der Natur. München, 1971.
ders: Zeit und Wissen, München 1992.
Forschungskolloquium
Mi 12-14, 2st., Phil.I: C 2/210, Beginn
18.10.2000
Becker
Geschichte der
Philosophie/Erkenntnistheorie
und Ontologie/Didaktik:
Pragmatismus
Mo 16-18, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 23.10.2000
Bertram
/ Liptow
Pragmatismus
ist eine in der amerikanischen Philosophie des vergangenen
Jahrhunderts begründete philosophische Strömung, die zunehmend an
Einfluß gewonnen
hat. Eine ihrer Grundthesen besagt, dass das grundlegende
Weltverhältnis des
Menschen nicht in seinem erkennenden Zugang zu der Welt, sondern
seinem handelnden
Umgang in ihr besteht. Begiffe haben demnach nur insofern eine
Bedeutung, als
sie für das menschliche Tun relevant sind. Das gilt insbesondere auch
für philosophische
Begriffe wie das Wahre, das Gute oder das Schöne. In allen Versuchen,
die Philosophie
auf ein nachmetaphysisches Denken zu verpflichten, spielen gedankliche
Figuren
dieser Art eine große Rolle. Pragmatistische Züge lassen sich in fast
allen
Positionen gegenwärtigen Philosophierens ausmachen.
Das Seminar wird den Pragmatismus in einer Lektüre grundlegender Texte
vorstellen.
Wir wollen versuchen, uns gemeinsam die zentralen Ideen dieser
philosophischen
Schule zu erarbeiten. Dabei soll vor allem die ›Gründerzeit‹ des
Pragmatismus
(Pierce, James, Dewey) zu Wort kommen.
Das Seminar ist für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen
geeignet.
Literatur:
Dewey,
J.: Erfahrung und Natur. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1995.
Dewey, J.: Die Suche nach Gewissheit. Frankfurt/M.: Suhrkamp,
1998.
James, W.: Was ist Pragmatismus? Weinheim: Beltz, 1994.
James, W.: Der Pragmatismus. Hamburg: Meine, 1994.
Martens, E. (Hg.): Pragmatismus. Ausgewählte Texte. Stuttgart:
Reclam,
1975.
Nagl, L.: Pragmatismus. Frankfurt/M.: Campus, 1998.
Pierce, Ch. S.: Pragmatismus: ausgewählte Texte. Stuttgart:
Reclam, 1992.
Pierce, Ch. S.: Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus,
hgg. von
K.-O. Apel. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1991.
Putnam, H.: Pragmatismus - eine offene Frage. Frankfurt/M.:
Campus, 1995.
Rorty, R.: Consequences of Pragmatism. Essays 1972-1980.
Mineapolis:
Univ. of Minnesota Press, 1982.
Rorty, R.: Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie.
Frankfurt/M.:
Suhrkamp, 1987.
Logische
Propädeutik (Einführung):
Einführung in die formale Logik
Fr 12:15-14:30, 3
st., Phil.I:
C1/3, Beginn 20.10.2000
Hollenhorst
Die Logik
befasst sich, grob gesprochen, mit Regeln für die Umformung
von Aussagen zu dem Zweck, aus gültigen Aussagen weitere gültige
abzuleiten.
Zunächst werden diese Regeln als Kalkül dargestellt; dabei wird der
Aussagenkalkül
(Verknüpfung von Aussagen z.B. durch "und" bzw. "oder") und der
Prädikatenkalkül
(z. B.: Alle A sind B. Einige A sind B.) behandelt. Anschließend ist
zu untersuchen,
inwieweit die Verwendung dieser Regeln garantiert, dass so abgeleitete
Aussagen
gültig sind.
Überall, wo man argumentiert oder etwas beweist, sei es im
Alltagsleben oder
in der Wissenschaft, sind die Regeln der Logik relevant; so ist z.B.
die Logik
die Methode der Mathematik. Auch in der Informatik spielt sie an
vielen Stellen
(Schaltalgebra, Programmiersprachen, Datenbankabfrage,
Logik-Programmierung,
Automatisches Beweisen) eine wichtige Rolle.
Literatur:
Carnap, R.: Symbolische Logik. Wien/New York: Springer, 1954.
Haas, G.: Konstruktive Einführung in die formale Logik.
Mannheim/Wien/Zürich:
Bibliographisches Institut, 1984.
Hermes, H.: Einführung in die mathematische Logik. Stuttgart:
Teubner;
1968.
Hoyningen-Huene, P.: Formale Logik - eine philosophische
Einführung.
Stuttgart: Reclam, 1998.
v. Kutschera, F./Breitkopf, A.: Einführung in die moderne
Logik. Freiburg/München:
Alber, 1971 (Fernsehkolleg).
Lorenzen, P.: Formale Logik. Berlin: de Gruyter; 1958 (Sammlung
Göschen).
Geschichte der Philosophie/Praktische
Philosophie:
Aristoteles, Nikomachische Ethik (2. Teil)
Do 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C 1/3, 19.10.2000
Horn
Der zweite Teil des Seminars setzt die Veranstaltung aus dem Sommersemester fort, kann aber auch von neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht werden. Es geht um die Bücher V bis X der Nikomachischen Ethik; deren zentrale Themen sind die Gerechtigkeit und ihre Formen (Buch V), die dianoetischen Tugenden und die praktische Klugheit (phronêsis) (Buch VI), das Phänomen der Willensschwäche und seine möglichen Erklärungen (Buch VII), die angemessene Interpretation der Lust (Bücher VII und X), eine philosophische Theorie der Freundschaft (philia) (Bücher VIII-IX) und schließlich die Bedeutung der philosophischen Lebensführung (bios theôrêtikos) für ein gelingendes Leben (eudaimonia). Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Literatur:
Als
Übersetzung sollte der Text von F. Dirlmeier, Stuttgart 1969 ff.
(Reclam) verwendet
werden.
Dirlmeier, F.:
Nikomachische Ethik. Berlin/Darmstadt, 9. Aufl. 1991.
Gauthier, R.A./Jolif, J.Y.:
Aristote. L'Ethique à Nicomaque, 2 Bde. Louvain/Paris, 1958/59.
Hardie, W.F.R.:
Aristotle's Ethical Theory. Oxford, 1968.
Höffe, O.
(Hg.): Aristoteles, Nikomachische Ethik. Berlin, 1995.
Kenny, A.:
The Aristotelian Ethics. Oxford, 1978.
Kraut, R.:
Aristotle on the Human Good. New Jersey, 1989.
Urmson, J.O.:
Aristotle's Ethics. Oxford, 1988.
Geschichte der Philosophie/Praktische
Philosophie:
Platon, Gorgias
Do 14-16, 2 st.,
Phil.I:
C 1/210, 19.10.2000
Horn
Im Dialog Gorgias setzt sich Platon mit dem Anspruch der zeitgenössischen Rhetorik auseinander, in Fragen einer Bestimmung zentraler Güter und der angemessenen Lebensführung kompetent zu sein. Was Platon den Sokrates gegen seine drei sophistischen Gesprächspartner einwenden lässt, ist für die weitere Geschichte der Moralphilosophie von einiger Bedeutung: (1) Sokrates fordert ein Fachwissen von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, von 'gut' und 'schlecht', wie es die Rhetorik nicht besitzt. (2) Er entwirft einen intellektualistischen Willensbegriff, demzufolge "Wollen" für ein Streben gemäß der richtigen Einsicht zu reservieren sein soll; Rhetoren und Tyrannen handeln folglich dem entgegen, was sie tatsächlich wollen. (3) Er vertritt die berühmte These "Unrecht leiden ist besser als Unrecht tun" und verteidigt sie gegen die Auffassung, eine Befriedigung möglichst großer Begierden sei vorziehenswert. Und (4) vertritt Sokrates die Ansicht, zentrale Glücksvoraussetzung sei eine von inneren Konflikten freie, wohlgeordnete Seele. Im Seminar sollen diese Überzeugungen vor dem Hintergrund neuerer Forschungen auf ihre genaue Bedeutung hin untersucht werden. Zusätzlich geht es um die Situierung des Gorgias innerhalb des platonischen Werks (besonders, was das Verhältnis zum Protagoras betrifft) und um seine Einordnung in die Ethik Platons sowie der Antike insgesamt.
Literatur:
Platon:
Gorgias. Stuttgart: Reclam, ²1989.
Dodds, E. R.: Plato, Gorgias. Oxford, 1959.
Irwin, T. H.: Plato's Gorgias. New York, 1980.
White, F. C.: The Good in Plato's Gorgias, in: Phronesis 35,
1990, 117-127.
Zeyl, D. J.: Plato's Gorgias. Indianapolis, 1987.
Forschungskolloquium:
Geschichte der Philosophie
Mi 17-19, 2 st.,
Phil.I:
C 1/210, 18.10.2000
Horn
Das Kolloquium bietet ein Forum für die Diskussion von Qualifikationsarbeiten und Forschungsprojekten aus der Geschichte der Philosophie. Daneben sollen neuere Publikationen zur Philosophiegeschichte von Antike und Mittelalter vorgestellt und diskutiert werden.
Praktische Philosophie:
Zwischen Leidenschaft und Tugend
Mi 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C 1/3, 18.10.2000
Kanitscheider
Durch die Geschichte der Philosophie zieht sich eine Reihe von sehr unterschiedlichen Gewichtungen von Affekten und Leidenschaften. Schwerpunktmäßig waren die Philosophen eher Verteidiger von Tugendlehren, die das Ziel hatten, die ungebärdigen Neigungen und dionysischen Tendenzen des Menschen zu zähmen. Auch aus ordnungspolitischen Gründen sahen die Verfechter apollinischer Vernunft sich gedrängt den Bürger in Richtung auf asketische Sittsamkeit zu lenken. Vielfach sah man die individuellen Leidenschaften als subversive Bedrohung der Struktur der Gemeinschaft an, die Proklamierung von Tugenden dagegen als Steuerungshilfen um diese emotionalen Erregungszustände sozialverträglich zu kanalisieren. Die ethische Diskussion zwischen diesen beiden Spannungspolen wird Gegenstand dieses Seminars sein.
Literatur:
Binder,
G./Effe, B.
(Hrsg.): Liebe und Leidenschaft, Historische Aspekte von Erotik und
Sexualität.
Trier: Wissenschaftlicher Verlag, 1993.
Denzler, G.:
Die verbotene Lust. 2000 Jahre christliche Sexualmoral. München:
Piper, 1991.
Dessau, B./Kanitscheider, B.:
Von Lust und Freude. Frankfurt/Main: Insel, 2000.
Dierichs, A.:
Erotik in der Kunst Griechenlands. Mainz: Ph. V. Zabern, 1993.
Kanitscheider, B.
(Hrsg.): Liebe, Lust und Leidenschaft. Sexualität im Spiegel der
Wissenschaft.
Stuttgart: Hirzel, 1998.
Lesky, A.:
Vom Eros der Hellenen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1976.
Siems, A.K.
(Hrsg.): Sexualität und Erotik in der Antike. Darmstadt, 1988.
Stumpp, B.E.:
Prostitution in der römischen Antike. Berlin: Akademie Verlag, 1998.
Theoretische Philosophie:
Spanische
Philosophie der Gegenwart
Mi 16-18, 14tägig,
Phil.I:
C 1/210, 18.10.2000
Kanitscheider
Nachdem im vergangenen Semester Texte von José Ortega y Gasset und Miguel de Unamuno besprochen worden sind, wollen wir uns im Wintersemester Autoren wie Antonio Escohotado und Fernando Savater widmen.
Literatur:
Escohotado, Antonio: Retrato del
Libertino.
Esposa. Madrid, 1997.
Guisán, Esperanza: Manifiesto Hedonista. Anthropos. Barcelona, 1990.
Savater, Fernando: Ética para Amador. Ariel. Barcelona, 1991.
Geschichte der Philosophie
(Mittelalter)/Anthropologie:
Das St. Trudperter Hohelied (um 1160),
eine mittelhochdeutsche Bearbeitung des Hohen Liedes aus dem Alten
Testament
der Bibel. Interdisziplinäres Lektüre-Seminar (Philosophie,
Mediävistik,
Theologie)
Do 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C 1/210, Beginn 19.10.2000
von Ertzdorff-Kupffer / Meinhardt / N.N.
Gemeinsame Lektüre mit Übersetzung und Interpretation. Es geht um die Liebe zwischen Menschen, die ihren hohen Wert aus ihrer Abbildlichkeit der innertrinitarischen Gottesliebe hat. Nebenher dürfte sich auch eine Korrektur der angeblichen Leib- und Liebesfeindlichkeit des Mittelalters ergeben.
Literatur:
Das St. Trudperter Hohelied (Text, Übers. und Kommentar).
Hg.von Friedrich
Ohly. Frankfurt/M., 1998. Für Seminarteilnehmer werden auszugsweise
Kopien hergestellt.
Ohly, F.: Hohelied-Studien. Grundzüge einer Geschichte der
Hoheliedauslegung
des Abendlandes bis um 1200. Wiesbaden, 1958.
Ruh, K.: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd.2. München,
1990.
Religionsphilosophie/Didaktik:
Religiosität und Religion. Ausgewählte Gedichte R. M. Rilkes
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn
18.10.2000
Probst
Literatur:
Rainer Maria Rilke: Die Gedichte. Frankfurt/M.: Insel-Verlag,
1987; oder
andere Ausgabe.
Praktische Philosopie:
Was ist ein gutes Leben?
Mo
14-16,
2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 23.10.2000
Seel
Seit längerem wird auch in der zeitgenössischen Philosophie wieder darüber diskutiert, ob und wie sich die Verfassung eines guten menschlichen Lebens bestimmen läßt. Dabei stellt sich auch immer wieder die Frage, wie sich ein gutes zu einem moralisch guten Leben verhält. In dem Seminar, das auch als eine Einführung in die Ethik besucht werden kann, werden wir eine Reihe neuerer und neuester Texte zu diesen Themen besprechen.
Literatur:
Steinfath, H. (Hg.): Was ist ein gutes Leben?
Philosophische Reflexionen,
Frankfurt/M. 1998 (stw 1323).
Theoretische
Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Kant: Kritik der reinen Vernunft II
Di 10-12, 2 st., Phil I:
C 2/29,
Beginn 17.10.2000
Seel
/ Bertram / Liptow
Gegenstand
dieses Lektüreseminars ist die Fortsetzung einer gründlichen
gemeinsamen Interpretation
des zuerst 1781 erschienenen und für die zweite Auflage von 1787 noch
einmal
überarbeiteten Hauptwerks von Immanuel Kant. Es schließt an eine
Veranstaltung
an, die wir im Sommersemester 2000 begonnen haben. Wir haben dort
bereits die
"Transzendentale Ästhetik" und die "Transzendentale Analytik" studiert
und wenden
uns nun der "Transzendentalen Dialektik", dem zweiten Hauptteil der
Kritik der
reinen Vernunft zu. Den Abschluß wird dann die "Methodenlehre" machen.
Die Teilnahme an der Veranstaltung im vergangenen Semester ist keine
zwingende
Voraussetzung für den Besuch dieses Seminars. Grundkenntnisse der
Argumentation
der "Transzendentalen Ästhetik" und der "Transzendentalen Analytik"
sind jedoch
unerläßlich. Die Veranstalter werden allen Interessierten das Angebot
machen,
den Stoff des ersten Teils in einer Sondersitzung zu rekapitulieren.
Literatur:
Kant,
I.: Kritik der reinen
Vernunft. Werkausgabe Bde. 3 und 4, hrsg. von W. Weischedel,
Frankfurt/M., 1984
Baumgartner, H. M.: Kants "Kritik der
reinen Vernunft". Anleitung zur Lektüre, Freiburg, 1985
Bennett, J.: Kant's Analytic. Cambridge, 1966
Bennett, J.: Kant's Dialectic. Cambridge, 1974
Höffe, O.: Immanuel Kant, 3. durchges. Aufl.
München 1992 (Beck'sche Reihe 506; Große Denker)
Kaulbach, F.: Philosophie als Wissenschaft. Eine
Anleitung zum Studium von Kants Kritik der reinen Vernunft in
Vorlesungen. Hildesheim,
1981
Kaulbach, F.: Immanuel Kant. Berlin, 1982
Mohr, G./Willaschek, M. (Hg.): Kant - Kritik der
reinen Vernunft, Klassiker Auslegen, Bd. 19, Berlin, 1998
Strawson, P. F.: The Bounds of Sense. An Essay
on Kant's Critique of Pure Reason. London, 1966; deutsch: Die Grenzen
des Sinns. Ein
Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Königstein, 1981
Forschungskolloquium:
W. Sellars: Empirismus und die Philosophie des
Geistes
N.V. Um Voranmeldung wird gebeten
Seel
Geschichte der
Philosophie/Erkenntnistheorie
und Ontologie:
Ontologie
Do 14-16, 2 st.,
Phil.I:
C 2/27, Beginn 19.10.2000
Suchan
Unter Ontologie versteht man
die Lehre vom Seienden, insofern dieses
ist. Dementsprechend werden all diejenigen Eigenschaften als
ontologisch bezeichnet,
ohne die ein Seiendes nicht existieren kann. Weil in der Ontologie
nach der
Bestimmung und der Bedeutung des Seins ganz allgemein gefragt wird,
gilt sie
als Grundlage der Metaphysik. Allerdings haben sich im Verlauf der
Philosophiegeschichte
sowohl die Inhalte als auch das Selbstverständnis der Ontologie
gewandelt, so
daß sie in unterschiedlichen philosophischen Systemen (beispielsweise
bei Aristoteles,
Kant, Hegel, Hartmann und Heidegger) jeweils anders begriffen wird und
somit
einen jeweils anderen Status innehat.
Aufgrund der uneinheitlichen inhaltlichen Bestimmung der Ontologie ist
diese
Lehrveranstaltung in gleicher Weise historisch wie systematisch
orientiert.
In ihrem einführenden Charakter bietet sie einen Zugang zu klassischen
philosophischen
Konzepten und eignet sich für Studierende aller Fachrichtungen.
Nähere Informationen unter: www.uni-giessen.de/˜gde9/seminare/ontologie.htm
Literatur:
Dempf, A.: Metaphysik: Versuch einer problemgeschichtlichen
Synthese.
Würzburg: Königshausen und Neumann, 1986.
Hüntelmann, R. (Hrsg.); Tegtmeier, Erwin (Hrsg.): Neue
Ontologie und
Metaphysik. Sankt Augustin: Academia-Verlag, 2000.
Körner, St.: Metaphysics: Its structure and function.
Cambridge: Cambridge
University Press, 1987.
Meixner, U.: Klassische Metaphysik. Freiburg: Alber, 1999.
Runggaldier, E./Kanzian, Ch.: Grundprobleme der Analytischen
Ontologie.
Stuttgart: UTB, 1998.
Tegtmeier, E.: Ontologie. Freiburg: Alber, 2000.
Weissmahr, B.: Ontologie. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart:
Kohlhammer,
1991 (Grundkurs Philosophie 3).
O b e r s e m i n a r e
Leibniz:
Monadologie
Sa 16s.t.-19:00, vierwöchentlich, auch in den
Ferien
Meinhardt
Dieses Oberseminar ist ein "Privatissimum" im Verständnis der alten Universität, kein "Privatvergnügen", sondern ein gemeinsames dialogisches Bemühen, keine "Lehrveranstaltung" eines dozierenden Professors, sondern nterpretierendes Bemühen um den Text, ohne Semesterbindung, ohne Stoffbewältigungszwang, ein interpersonales Bemühen um durch den Text vermittelte Erkenntnis (vgl. Platons VII. Brief). Wer dennoch, noch im Studium, einen "Schein" braucht, erhält ihn selbstverständlich zu den üblichen Konditionen.
Spätschriften des
Nikolaus
von Kues
Fr 16s.t.-19:00, vierwöchentlich, auch in den
Ferien
Meinhardt
Dieses zweite Oberseminar ist ein ähnliches wie das vorangehend angekündigte. Es geht um eine gemeinsame Lektüre der letzten Schriften des Nikolaus von Kues (+ 1464), die zu den dichtesten und ertragreichsten Texten des philosophischen Bemühens um das Absolute zählen, im denkerischen Rang vergleichbar etwa Platon,den Neuplatonikern, Thomas von Aquin, Leibniz, dem Deutschen Idealismus. Für das allgemeine philosophiehistorische Bewußtsein sind sie erst noch zu entdecken. Wer vor solchen "Mühen des Begriffs" nicht zurückschreckt, ist eingeladen.
Neue Mitglieder sind in beiden Oberseminaren
willkommen,
eine kurze Vorstellung in der Sprechstunde wäre sinnvoll.
Philosophisches
Kolloquium
siehe Aushang und Internet
Becker, Horn, Kanitscheider, Seel
Prof. Dr. Eckart Voland hat ein Forschungssemester