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Gewusel in der Aula

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Prof. Dr. Tina Trenczek

Vierte Vorlesung in Justus' Kinderuni mit Prof. Dr. Tina Trenczek "Warum Angst vor Krabbeltieren?"

Es wuselte im Hauptgebäude -- vorne auf Tischen in gläsernen Terrarien, aber noch viel mehr im Foyer der Aula und dann endlich im voll besetzten Saale: Willkommen bei Grille, Heuschrecke, Spinne, Weberknecht und Co. hieß es bei der vierten und letzten Vorlesung dieses Sommersemesters von Justus' Kinderuni am 12. Juli. Die Gelegenheit, gemeinsam mit der Zoologin Prof. Dr. Tina Trenczek der grundlegenden Frage nachzugehen "Warum Angst vor Krabbeltieren?", ließen sich Hunderte aufgeweckter Nachwuchsstudierende nicht entgehen. Auch wenn manch "richtiger" Student in diesen heißen Zeiten dem Semesterende entgegen fiebern mag und angeblich auch schon mal eine Vorlesung sausen lässt -- was bedeutet für Kinder schon das Freibad, wenn die Uni lockt?

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Es gibt viel zu sehen.

Abkühlen im kühlen Nass konnten sich die Kids auch später noch. An diesem Dienstagnachmittag wollte zunächst gelernt werden: Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass 1.000.000 bis 2.000.000 verschiedene Insekten herumwimmeln? Oder, dass das kleinste Insekt, die Schlupfwespe, nur 0,14 mm klein ist? Oder, dass die Heuschrecke "Meister im Springen" ist und diese Kunst, gemessen an ihrer Körpergröße, besser noch als das Känguru beherrscht. Oder, dass es Schmetterlinge mit einer Flügelspannweite von 30 cm -- so groß wie ein Blatt Papier -- gibt? Oder, dass der Goliath-Käfer stattliche 70 g wiegt? Spontan erleichtert zeigten sich einige Mädchen und Jungen, dass die Riesen-Libelle mit einer Flügelspannweite von über einem Meter heutzutage nicht mehr lebt. Sie war das größte Insekt im Erdaltertum, also in einer fernen Epoche ("lange vor den Dinos"), die rund 245 Millionen Jahre zurückliegt. Denn die Tatsache, dass sie doch ein wenig Angst vor Krabbeltieren haben, gestand die große Mehrheit der Kinder per Handzeichen sehr ehrlich ein -- "weil die so eklig sind" und "weil ich nicht will, dass es mich sticht".

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Gekrabbel und Gewusel unter Glas

Ob die Biologin während ihres spannenden Vortrags mit vielen großen Bildern ins Schwitzen gekommen ist, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall hatte sich Prof. Trenczek perfekt auf ihr junges Auditorium vorbereitet. Im Vorfeld der Kindervorlesung hatte sie bei Schülerinnen und Schülern der Klasse 4a in Aßlar und ihrer Lehrerin Susi Biel nachgefragt, was die Kinder von ihr erwarteten. Eine ganze Sammlung von schlauen und neugierigen Fragen wollte danach abgearbeitet und aufbereitet werden. Die Frage "Woran erkennt man Insekten?" war dabei eine der leichteren Art. Klar, alleInsekten haben sechs Beine, das wussten auch die Kinder. Spinnen dagegen haben acht Beine. Und wenn eine bekannte und beliebte Raupe im Film nur vier gezeichnete Beine hat, so ist das schlicht falsch, versicherte die Wissenschaftlerin: "Filmregisseure sind Schummler". "Glaubt den Erwachsenen nichts", kontrolliert selbst nach", lautete ihr gut gemeinter Rat.

Apropos Film und Fantasy: "Filmemacher lassen uns glauben, dass Aliens so aussehen wie riesengroße Insekten", erklärte Prof. Trenzcek. Wenn also Krabbeltiere auf der Leinwand so gefährlich aussehen, komme dies daher, dass Menschen die Tierchen riesig vergrößert haben. Aber: "Keiner von denen war je im Weltraum". Kein Grund zur Angst vor Krabbeltieren also! Das Unbehagen vor Insekten rühre des Weiteren auch daher, dass sie Panzer haben "wie die Ritter". Und dann gebe es da ja noch die Scheren, Zwicken, Pinzetten, die die Tierchen zur Nahrungsaufnahme benötigen, die aber dem Menschen Furcht einflößen könnten.

Wirklich Gefahr besteht äußerst selten. "Wenn man nichts tut und still hält, machen die Krabbeltiere nichts", versicherte die Expertin und zeigte als Beweis das Bild vom Imker, der inmitten eines Bienenstocks kaum mehr zu erkennen war.

Nach 45 Minuten wagten sich Julia, Lisa, Tim, Christian und die anderen Kinder ganz nah heran an die Glasscheiben, hinter denen Käfer, Spinnen und Heuschrecken friedlich ihr Dasein fristeten. Ein bisschen Respekt hatten sie sich freilich bewahrt, Angst vor diesen Krabbeltieren aber hatten sie mit Sicherheit nicht. "Der ist glibberig, aber sooo süß", bescheinigte Anna einem Wurm, der auf ihrer Hand herumkrabbelte und auf den sie mit Stolz einen Moment lang aufpassen durfte. Prof. Trenczek beantwortete derweil geduldig noch etliche Fragen, ehe sich auch die letzten Kinder von ihren neu gewonnenen "Freunden" trennen konnten.

Als Belohnung winkte ganz am Ende der ersten Staffel von Justus' Kinderuni noch das begehrte Zertifikat für alle eifrigen Besucher, die an allen vier Veranstaltungen dieses Sommersemesters teilgenommen hatten. Mit Stolz zeigten sie es ihren Müttern oder Vätern. Diese müssen sich darauf einrichten, dass sie im November wieder zu Fahrdiensten herangezogen werden. Denn auf jedes Sommersemester folgt bekanntlich ein Wintersemester mit aufregenden neuen Themen.

Charlotte Brückner-Ihl