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Collegium Gissenum 2018

Was kann Kunst?

Könnten wir sinnvoll darüber nachdenken, was uns als Menschen auszeichnet, und dabei davon abzusehen, dass die Künste Teil des menschlichen Lebens sind? Dies hieße wohl, über ein anderes Wesen nachzudenken – eines, das uns nur entfernt ähnelt. Doch warum ist das so? Warum bilden die Künste einen integralen Teil unserer Lebensform? Gäbe es nicht etwas, zu dem die Künste und vielleicht allein die Künste in der Lage sind, wäre kaum zu verstehen, warum es sie gibt. Was aber leisten künstlerische Bilder, Musikstücke, Filme, Theateraufführungen oder poetische Texte? Was also können die Künste und welchen Ort nehmen sie in unserem Leben ein?

Die Vorträge des diesjährigen Collegium Gissenum, zu denen das Institut für Philosophie mit freundlicher Unterstützung des Präsidenten einlädt, gehen diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven nach:

 

Das Programm

09.05. Dr. Hana Gründler, Max-Planck-Institut Florenz

»Eine feste Regel kann man nicht angeben.« Die Kunst der Abweichung

Welche Rolle spielen Regel und Regellosigkeit in der Kunst? Von Michelangelos Lob der künstlerischen Freiheit über Wittgensteins Überlegungen zum Anderssehen bis hin zu ausgewählten Positionen der Performance art, die bewusst künstlerisches Können und gesellschaftliche Normen in Frage stellen, soll über die Kunst der kreativen Abweichung nachgedacht werden. Nicht zuletzt gilt es zu untersuchen, inwiefern das Streben nach 'anderen Orten und anderen Regeln' zu einer Widerständigkeit der Kunst führt, die durchaus eine ethische beziehungsweise politische Komponente in sich birgt.

19 Uhr, Raum AUB 3 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37

 

16.05. PD Dr. Christian Grüny, Universität Witten/Herdeke

Schwarze Spektakel: Leben, Tod und Unterhaltung

Die Kunst kann so manches, aber: welche Kunst eigentlich? Kann die Musik das Gleiche wie ein Bild? Wie ist mit dem Unterschied von Hochkunst und Pop, von Kritik und Spektakel umzugehen? Wo bleibt dabei das Politische? Der Vortrag wird diesen Fragen anhand von einigen Beispielen aus der afroamerikanischen Kunst und Kultur der vergangenen Jahre nachgehen.

19 Uhr, Raum AUB 3 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37

  

30.05. Prof. Dr. Georg Bertram, Freie Universität Berlin

Die soziale Wirksamkeit von Kunst. Grundsätzliche Überlegungen

Das Nachdenken über Kunst ist immer wieder von der Vorstellung geleitet, dass Popkultur nicht als Kunst zu begreifen ist. In dem Vortrag soll gezeigt werden, dass diese Vorstellung unhaltbar ist, da sie auf einem falschen Verständnis der sozialen Wirksamkeit von Kunst beruht. Die soziale Wirksamkeit von Kunst ist gleichermaßen mit Gemeinschaftsbildung wie mit Individualisierung verbunden. Entsprechend umfasst Kunst sowohl popkulturelle als auch hochkulturelle Praktiken (wodurch diese beiden Begriffe als kunstkritische bzw. kunsttheoretische Begriffe auch problematisch werden).

19 Uhr, Raum AUB 3 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37

  

06.06. Prof. Dr. Martin Seel, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Selbstsein im Anderssein. Überlegungen zur Interaktion der Künste

Die Kunst kann nur, was die Künste und die Künste können nur, was ihre Objekte können – aber die Künste und ihre Objekte vermögen nur, was sie vermögen, weil sie beständig miteinander im Austausch stehen. Diesem Gedanken wird der Vortrag nachgehen, um dem Potential der Kunst in der Pluralität ihrer Gattungen auf die Spur zu kommen.

19 Uhr, Raum AUB 3 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37

  

13.06. Prof. Dr. Andrea Kern, Universität Leipzig

Die Kunst der Einbildungskraft

In seinem berühmten Text Was ist Literatur? hat Jean-Paul Sartre auf den gegen ihn gerichteten Vorwurf reagiert, er würde einer Instrumentalisierung der Kunst zu Zwecken der Politik das Wort reden, weil er der Auffassung sei, der Schriftsteller trage eine Verantwortung für seine Epoche. Ich möchte in meinem Vortrag Sartres Antwort auf diese Frage in einen Zusammenhang bringen mit der Kunstkonzeption von Denis Diderot. Beide verbindet nämlich, dass sie Kunst als ein Produkt der Einbildungskraft bestimmen, bei der die Einbildungskraft eine Sinntotalität hervorbringt, die, logisch betrachtet, einzigartig ist. Im ästhetischen Schaffen und Erfahren geht die Einbildungskraft auf eine Sinntotalität, die nicht als Teil einer größeren Totalität begriffen ist, sondern die absolut ist. Was dies genau bedeutet, finden wir bei Diderot konkret ausgeführt. Dadurch können wir verstehen, was Sartre gemeint hat, wenn er die Verantwortung des Künstlers für seine Epoche betont. Nach meinem Vorschlag besteht diese darin, dass der Künstler seine Epoche als eine absolute Sinntotalität erfahrbar macht, die ohne diese Erfahrung unbegreiflich bliebe.

19 Uhr, Raum AUB 3 der Alten Universitätsbibliothek, Bismarckstraße 37

 
Sie können das Programm auch als Plakat herunterladen.

Alte Universitätsbibliothek (Karte)

 

Kontakt

Prof. Dr. Matthias Vogel

 

Institut für Philosophie, Professur für Theoretische Philosophie
Rathenaustraße 8, 2. Stock, Raum 202
35394 Gießen
E-Mail:

Alexandra Darabos
Institut für Philosophie
Rathenaustraße 8, 2. Stock, Raum 201
35394 Gießen

 

Telefon: + (49)-641-99-15531

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